Charlotte Roche zeigt, was Schmerz heißen kann. Sie traut sich einen Bungee-Stunt mit Titanhaken unter der Haut ihres Rückens von einer Eisenbahnbrücke. Unser Reporter Martin Schütz hat recherchiert, was unsere Haut alles aushält.
Charlotte Roche steht auf einer Eisenbahnbrücke in Russland. Sie bereitet sich auf einen Bungee-Sprung vor, aber das ist kein "normaler" Sprung. Sie hat sich zuvor vier Haken aus Titan in den Rücken piercen lassen. Die Haken sind so groß, um daran das Bungee-Seil für den Sprung in die Tiefe zu befestigen.
Und Charlotte Roche springt – aufgehangen an der Haut ihres Rückens, der ihre Körperlast trägt. Das Video gibt es hier zu sehen, in der Sendung "Duell um die Welt" mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf bei Pro 7. Joko und Klaas sehen im Studio dem Stunt von Charlotte Roche zu und sind geflasht.
"Ich war so geschockt von dem Schmerz. Ich dachte, mein Körper und mein Gehirn explodieren vor Schmerzen."
Die Haut bleibt dran und Charlotte Roche landet nach Minuten des Schmerzes auf der Erde und wird von den Haken erlöst. Man muss sagen: Sie macht das sehr cool und spricht nüchtern über ihren Schmerz, auch über den Moment, in dem es heißt: Jetzt kannst du springen. Das endlose Glücksgefühl, dass sich nach dem Sprung einstellen soll, kommt nicht auf, so Charlotte Roche. Es habe einfach nur weh getan.
Unsere Haut kann anscheinend viel aushalten, aber eigentlich hat sie natürlich andere Funktionen als uns beim Bungee-Sprung zu halten.
Die Lederhaut gibt der Haut ihre Festigkeit
Am Rücken ist die Haut relativ dick. Entscheidend für die Festigkeit unserer Haut ist die zweite Hautschicht, die Lederhaut, so die Hautärztin Yael Adler. Diese zweite Hautschicht, die auch Tiere haben, wird zum Beispiel bei der Lederherstellung bevorzugt, um Schuhe oder Handtaschen zu produzieren.
"Die zweite Hautschicht, die Lederhaut, gibt der Haut die Festigkeit und auch Elastizität. Aber die ist nicht unbegrenzt haltbar."
Yael Adler sieht aber auch in dem Schmerz, den sich Charlotte Roche zugefügt hat, eine totale Belastung für den Körper. Der Sprung sei eine bewusste Körperverletzung und das sei für sie als Ärztin kaum zu ertragen, so Adler.
"Allein der schlimme Schmerz, den der Körper spürt, ist ein Warnsignal. Der Körper will sagen: Bitte nicht."
Yael Adler ist auch skeptisch, ob der Sprung ohne anhaltende Schäden für die Haut bleibt. Die Wunden, die sich Roche durch den Stunt zugefügt habe, seien anders als etwa kleine Schnitte bei einer Operation. Die Wunden sind viel größer; sie sind durch extreme Zugkräfte entstanden. Auch können Hautpartien gerissen sein, die die Heilung erschweren.