In Nordafrika haben 500 Menschen den Hochsicherheitszaun an der Grenze zu Ceuta überwunden - und damit spanisches Hoheitsgebiet erreicht. Immer wieder finden solche Gruppenaktionen statt, um dem Traum von Europa ein Stückchen näher zu kommen.
Ceuta ist eine 85.000-Einwohner große Stadt am nördlichen Zipfel von Afrika und grenzt an Marokko. DRadio-Wissen-Reporter Christian Schmitt war vor zwei Jahren selbst mal in Ceuta, um sich ein Bild von der Stadt zu machen. Er sagt: Ceuta ist auf den ersten Blick erstaunlich normal. "Es ist eine lebendige, eine funktionierende und auch eine ziemlich touristische Stadt." Es gibt beeindruckende Bauwerke, das Meer und schöne Strände.
"Dass nur ein paar Kilometer in Richtung Stadtgrenze solche Dramen stattfinden, das kriegst du absolut nicht mit."
Nur zehn Minuten dauert die Fahrt zur Grenze nach Marokko. Und da ist alles gleich viel chaotischer, erzählt Christian Schmitt. Tausende marokkanische Händlerinnen kommen nach Ceuta. Dort kaufen sie ein, so viel sie tragen können, um es dann nach Finidac in Marokko zu schaffen, wo sie es auf dem Markt wieder verkaufen. Sachen wie Windeln oder Pflegeprodukte - Dinge, die in Marokko nur schwierig zu bekommen sind.
"Da gibt es so ganz skurrile Abkommen zwischen Europa und Afrika. Sie dürfen nur zu Fuß kommen. Und sie dürfen nur so viel tragen, dass sie noch eine Hand freihaben. Das ist die Regel. Wer zu schwer bepackt ist, wird von der Polizei rausgezogen."
Chaotische Zustände herrschen aber auch auf der marokkanischen Seite der Grenze. Hier harren vor allem Flüchtende aus Ländern südlich der Sahara aus - aus Kamerun, Mali, dem Senegal, Guinea, Burkina Faso oder Lesotho. Oft zahlen sie hohe Summen an Schlepper, die sie dann bis zur Grenze nach Ceuta bringen.
Ausharren in den Wäldern
Bis zu 30.000 Flüchtende harren in den Wäldern auf der marokkanischen Grenze in Zelten aus. "Da warten sie dann auf ihre Chance rüberzukommen", sagt Christian Schmitt. "Alleine hast du überhaupt keine Chance, also werden dann solche Gruppenaktionen geplant. Das passiert regelmäßig, aber eben meistens nicht so erfolgreich."
Die Grenze zu Ceuta besteht nämlich nicht nur aus einem Zaun, sondern aus dreien hintereinander. Die sind bis zu sechs Meter hoch, mit Stacheldraht ausgestattet und werden von der schwer bewaffneten spanischen Guardia Civil bewacht. Viele Flüchtende verletzen sich schwer bei den Versuchen, die Zäune zu erklimmen. Wer es dennoch schafft, ist in der EU. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass die Flüchtenden dann auch dort bleiben dürfen.
"Seit 2015 können die Behörden sogenannte heiße Abschiebungen durchführen. Das heißt: Die Leute, die aufgegriffen werden, können direkt wieder nach Marokko zurückgebracht werden. Dann war alles umsonst."
Wenn die Flüchtenden nicht nach Marokko zurückgebracht werden, können sie Asyl beantragen und darauf hoffen, dass ihr Antrag angenommen wird. Manche setzen aber auch darauf, direkt aufs spanische Festland übergesetzt zu werden, weil die Auffanglager inzwischen überfüllt sind, sagt Christian Schmitt. "Dann können die Flüchtlinge entweder weiter reisen, oder sie arbeiten als Billigstlöhner auf irgendwelchen Gemüseplantagen. Viel mehr wird nicht gehen, weil sie ja keine gültigen Papiere haben."
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