Die CDU hat zwar eine weibliche Führungsspitze – ansonsten sind die Männer in der Partei aber in der Überzahl. Jetzt will die Parteispitze eine parteiinterne Frauenquote ab 2021 einführen. Ein großer Schritt – den nicht alle gut finden.
Die CDU hat's getan: Nach langen Verhandlungen hat die Satzungskommission entschieden, dass eine parteiinterne Frauenquote eingeführt werden soll – und zwar schrittweise bis 2025. Dann soll die Hälfte aller Vorstandsämter ab Kreisebene mit Frauen besetzt sein.
Schon ab 2021 gilt demnach eine Quote von 30 Prozent. Für die CDU ist das ein riesiger Schritt – den nicht jeder in der Partei mitgehen möchte. Letztendlich entscheiden wird der Bundesparteitag im Dezember. Doch schon jetzt gibt es Gegenwind.
Eine, die den Beschluss zur Quote kritisiert, ist Lilli Fischer. Sie ist 20 und sitzt für die CDU im Erfurter Stadtrat. Sie selbst wolle keine "Quotenfrau" sein, sagt sie. Dieselben Chancen wie ein Mann, habe sie doch schon jetzt, sagt sie. Als Frau müsse man sich eben "durchboxen".
"Wenn wir es nicht schaffen, an den Direktmandaten Frauen zu kriegen, die sich dort durchboxen und sagen 'Das ist mein Mandat, das will ich hier im Wahlkreis gewinnen', dann bringt uns auch eine Frauenquote nichts."
Ihr Argument: Die CDU sei vor allem stark in den Direktmandaten, da bringe die Quote nichts.
Lilli Fischer vermutet, dass es auch eine Generationenfrage sein könnte, wie man zu der Quote steht. Vielleicht hätten es ältere Frauen in der Politik tatsächlich schwerer gehabt und nun sei bei ihnen "das Ende einer Frustrationstoleranz" eingetreten.
Fördern statt quotieren
Junge Frauen wie sie hätten es heute einfacher, in der Politik voranzukommen. Statt einer Quote, wäre eine Frauenförderung vor Ort gut – über Mentoringprogramme beispielsweise.
Dass in der CDU insgesamt nur 26 Prozent aller Mitglieder weiblich sind, ist für sie eher ein Argument gegen die Quote: Eine paritätische Ämterverteilung spiegele die Partei überhaupt nicht wider.
"Warum sollen wir jetzt plötzlich Ämter 50:50 besetzen, wenn es unsere Partei nicht widerspiegelt? Da müssen wir eher an der Basis ansetzen und schauen, wie kriegen wir denn überhaupt mehr Mitglieder in der Partei?"
Kritik an Quote aus den eigenen Reihen
Während die Frauenunion in der CDU den jetzigen Schritt für überfällig hält, kitisiert der CDU-Wirtschaftsrat die Entscheidung: "Bei der CDU frage ich mich, ob sie angesichts einer Bundeskanzlerin, einer EU-Kommissionspräsidentin und derzeit noch einer Parteivorsitzenden sowie drei von fünf Spitzen ihrer Bundesministerien in weiblicher Hand überhaupt diese Frauendebatte braucht", sagte die Präsidentin Astrid Hamker der "Passauer Neuen Presse".
Und auch die konservative Werteunion schaltete sich ein. Deren Bundesvorsitzender Alexander Mitsch twitterte: "Anstatt sich mit einer vorgeschriebenen 50% Frauenquote dauerhaft eine Diskussion um die Qualifikation von 'Quotenfrauen' anzutun, sollte die CDU sich lieber darauf konzentrieren, geschlechterunabhängig mehr Sachverstand und Berufserfahrung in die Politik zu holen."
Was bringt also eine Frauenquote? Und ist sie ein geeignetes Mittel, um Gleichberechtigung zu fördern? Die Journalistin Katja Scherer hat sich mit der Frage beschäftigt. Sie sagt: In der Wirtschaft, wo seit 2016 eine 30-prozentige Geschlechterquote für große Dax-Unternehmen gilt, wirkt die Quote. Neben der Quote müsse man aber auch andere Hebel ansetzen: Mit einer modernen Familienpolitik, einer flexibleren Arbeitszeitgestaltung Frauen überhaupt ermöglichen, die entscheidenden Jobs zu machen. Und man müsse dabei auch die Männer im Blick haben.
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