Nahrungsmittel, die Cannabidiol (CBD) aus der Hanfpflanze enthalten, dürfen in der EU nicht verkauft werden. Eine rechtliche Grauzone macht das dennoch möglich – obwohl von CBD-Produkten gesundheitliche Risiken ausgehen können, wie eine aktuelle Studie zeigt.

CBD-Produkte begegnen uns häufig im Alltag – immer mehr CBD-Shops verkaufen Öle, Schokolade, Tees und ähnliches. Und auch online sind die Produkte erhältlich. In Schaufensterfronten und auf Websites ist die Rede von Gesundheit, Entspannung und Nachhaltigkeit.

Entspannung und Heilwirkung wird suggeriert

Manche Hersteller werben mit vermeintlich positiven Effekten wie zum Beispiel damit, dass wir leistungsfähiger werden und unser Immunsystem mit CBD-Produkten stärken können. Doch wie Nahrungsergänzungsmittel und Öle wirken, die Cannabidiol enthalten, wissen die meisten von uns gar nicht so genau. Anscheinend ist ihre Wirkung aber schlechter als allgemeinhin angenommen.

Cannabidiol ist ein Abbauprodukt der weiblichen Hanfpflanze Cannabis. Durch die enthaltene psychoaktive Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) können Hanf oder Cannabis eine berauschende Wirkung auf unseren Organismus haben. CBD und THC sind unterschiedliche Substanzen und haben nicht die gleiche Wirkung.

Wissenschaftlich umstritten ist CBD dennoch seit längerem. Ein deutsches Forschungsteam hat CBD-Produkte daher kürzlich untersucht und dabei festgestellt, dass sie keinen nachweislichen Nutzen bringen – dass ihre Einnahme aber stattdessen mit vielen Risiken einhergeht.

Welche Risiken CBD-Produkte mit sich bringen können

Forschende der Arbeitsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft haben eine Metastudie durchgeführt, sie haben also viele vorangegangene Studien zum Thema ausgewertet. Es wurden nur Studien berücksichtigt, in denen die Einnahme von CBD bei maximal 300 Milligramm pro Tag lag, weil CBD sonst als verschreibungspflichtiges Arzneimittel gilt.

Risiken beim CBD-Konsum stellten die Forschenden vor allem in Zusammenhang mit der Leber und bei Wechselwirkungen mit Medikamenten fest. Außerdem wurden Hinweise darauf gefunden, dass sich CBD negativ auf das Nervensystem, das Hormonsystem, die Fruchtbarkeit und den Verdauungstrakt auswirkt.

CBD als Zusatzmittel

Frühere Untersuchungen hatten festgestellt, dass Cannabidiol eine entkrampfende, entzündungshemmende und angstlösende Wirkung haben und auch bei Übelkeit helfen kann. Infolgedessen wurde wurde CBD in Deutschland vor drei Jahren als Arzneimittel zugelassen. In Zusatztherapien wird es bei bestimmten Epilepsie-Erkrankungen und bei Multipler Sklerose (MS) verschrieben und dient dabei in erster Linie zum Entkrampfen.

"Für andere medizinische Anwendungen gibt es bisher nicht genug oder gar keine Belege, dass CBD wirkt."
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff über den Stand der Forschung zur Substanz CBD

Kritik gibt es am Vertrieb und Verkauf von CBD-Produkten, weil sie als Nahrungs- und Nahrungsergänzungsmittel in der EU bisher nicht zugelassen wurden. Beispielsweise gelten CBD-haltige Gummibärchen in der EU als sogenannte "Novel Foods", also als neuartige Lebensmittel. Und genau diese CBD-haltigen Novel Foods sind in der EU bisher nicht erlaubt. Es müsste erst eine Bewertung der gesundheitlichen Risiken erfolgen. Zuständig ist dafür die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Erst danach ist die Zulassung durch die EU-Kommission möglich.

Rechtliche Schlupflöcher

Die Frage liegt auf der Hand: Wie kann es unter diesen Voraussetzungen sein, dass CBD-haltige Nahrungsmittel in der EU überhaupt verkauft werden? Laut den Forschenden der aktuellen Metastudie liegt es unter anderem an rechtlichen Grauzonen. CBD-Produkte wie Öle werden dann beispielsweise nicht als Lebensmittel definiert, sondern als Aroma-Öle oder Kosmetika vermarktet und vertrieben.

Nicht-Regulierung führt zu weiteren Risiken

Die nicht vorhandene Regulierung kann zur Erhöhung des Risikos beitragen: Zum einen enthielten CBD-Produkte oft mehr CBD als vom Hersteller angegeben. Durchschnittlich bis zu 21 Prozent mehr. Der höherer Gehalt kann leichter zu einer ungewollten Überdosierung führen.

Zum anderen fehlten bei den untersuchten CBD-Produkte oft genaue Angaben zur Dosierung. Das kann wiederum dazu führen, dass Konsumenten sich im Netz informieren. Doch die Dosierungsempfehlungen im Netz können falsch sein, was das Gesundheitsrisiko bei einer Einnahme zusätzlich erhöhen kann.

Shownotes
Forschung
CBD-Produkte: Kein Nutzen, aber deutliche Risiken
vom 27. März 2025
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk Nova