Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat entschieden: Ein Schmerzpatient darf zu Therapiezwecken legal Cannabis anbauen und konsumieren. Der Mann hat Multiple Sklerose und lindert mit dem Kiffen seine Schmerzen. Ähnlich geht es Lars Scheimann. Er hat das Tourettesyndrom und kann, Joints sei dank, ein normales Leben führen.
Ihr Urteil haben die Richter in Leipzig damit begründet, dass dem Patienten keine andere Therapiemöglichkeit zur Verfügung steht, sagt DRadio-Wissen-Reporter Mike Herbstreuth, der beim Prozess dabei war. Der betroffene Patient sei seit 1985 an Multipler Sklerose erkrankt, sein Arzt habe ihm bestätigt, dass Cannabis seine Schmerzen am besten lindere. Trotzdem wollte die Krankenkasse die Kosten für die Therapie nicht übernehmen. Dann hat er aus Verzweiflung angefangen, selbst illegal Cannabis anzubauen, jetzt darf er das endlich auch legal.
In Kroatien hat es einen ähnlichen Fall gegeben. Daraufhin hat das Land seine Politik bezüglich medizinischem Cannabis umgestellt. Vielleicht ändert sich ja in dieser Hinsicht auch in Deutschland bald etwas.
Lars Scheimann raucht 20 Joints am Tag
Lars Scheimann hat das Tourettesyndrom. Was am besten dagegen hilft: Cannabis. Darum raucht er bis zu 20 Joints am Tag. Das sei überhaupt nicht lustig, sagt er im Interview. Sein Körper spüre ganz genau, wann er wieder einen Joint braucht. Die Cannabistherapie ist für ihn ziemlich teuer, 75 Euro zahlt er pro Tag in der Apotheke für seinen Cannabiskonsum. Er hofft, dass sich in Sachen Cannabis als Medizin bald etwas ändert und die Krankenkasse zumindest einen Teil der Therapiekosten übernimmt.
"Soviel Cannabis zu rauchen, macht keinen Spaß. Ich muss schon morgens Medikamente einnehmen und über den ganzen Tag verteilt. Da würde ich lieber gesund sein und gar kein Cannabis rauchen."
Die Krankheit und das Gegenmittel
Lars hat, seit er sieben Jahre alt ist, das Tourettesyndrom. "Ich hatte Probleme im Schulterbereich, mein Mund ging immer auf und zu. Ich habe gehüpft, geschmatzt. Ganz zum Schluss war es so schlimm, dass ich einen Helm hätte tragen müssen."
Dass Cannabis ihm als Medizin hilft, hat er zufällig bemerkt: Als einmal in einer Runde ein Joint rumging, rauchte er mit und bemerkte ziemlich schnell, dass seine Ticks besser wurden. Dann hat er selbst mit Cannabis herumexperimentiert.
"Ich habe Cannabis dann weiter ausprobiert. Mit dem öfteren Rauchen gingen meine Ticks weg, genauso wie sie mit sieben angefangen haben."
"Cannabis ist das einzige, was hilft"
Lars Scheimann hat dann die Erlaubnis bekommen, Cannabis in der Apotheke zu kaufen und zu medizinischen Zwecken zu konsumieren. Allerdings konnte er das kaum finanzieren, darum ist er zum Eigenanbau übergangen - illegal. Daraufhin wurde er verklagt und schließlich freigesprochen. Selbst Cannabis anbauen, möchte er aber erst wieder, wenn er das wirklich legal darf. "Ich habe einen entschuldigten Notstand bekommen und musste auch keine Gerichtskosten tragen." Nach dem heutigen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig wird er es noch einmal mit einem Antrag auf Eigenanbau von Cannabis bei der Bundesopiumstelle ausprobieren, der hoffentlich so bald wie möglich bearbeitet wird.