Als Gegengewicht zum Black Friday gab es gestern in den USA und heute in Europa den "Kauf-Nix-Tag", den "Buy Nothing Day". Den konsumkritischen Aktionstag gibt es seit 1992 – er will darauf aufmerksam machen, dass das Glücksgefühl nach dem Kaufrausch nicht lange anhält.
Seid ihr auch bombardiert worden mit Black-Friday-Angeboten? Die ganze Woche kam man nicht drum herum. Ein Zeichen gegen den Konsumrausch will der "Buy Nothing Day" setzen. In den USA findet er am selben Tag wie der Black Friday statt, der "European Buy Nothing Day" folgt einen Tag später, immer am letzten Samstag im November. Erfunden wurde der Aktionstag 1992 von der kanadischen Medien- und Werbeagentur "Adbusters Media Foundation", die sich für Greenpeace einsetzt und für die amerikanischen Grünen tätig ist.
Das Gefühl hält nicht lange
Einfach mal (online) bummeln gehen und sich auch mal belohnen mit was Schönem – für viele von uns hat das auch etwas mit glücklich sein zu tun. Doch Kaufen macht uns nur kurzfristig glücklich, erklärt die Sozialpsychologin und Konsumforscherin Janina Steinmetz. Sie arbeitet an der Cass Business School der Universität London und beschäftigt sich unter anderem mit der Selbstkontrolle und Motivation von Konsumenten.
"Das Glücksgefühl nach dem Kauf hält meistens viel kürzer an als gedacht. Wir Menschen gewöhnen uns sehr schnell an Positives wie Negatives."
Natürlich tragen ein neues Handy oder neue Schuhe zu einer gewissen Glücklichkeit bei. Doch meistens halte dieser Zustand nur sehr viel kürzer an, als wir das vorher gedacht haben, sagt Janina Steinmetz. Nach drei Tagen ist der Reiz verflogen und zum Standard geworden. Forschungsergebnisse würden zeigen, dass wir Menschen uns sehr schnell an Positives wie Negatives gewöhnen. Bei Lottogewinnern etwa liege der Gedanke nah, dass diese wahrscheinlich „für immer“ oder zumindest für einen langen Zeitraum glücklich sind. Doch diese Menschen seien nach ein paar Monaten oft wieder genauso glücklich wie sie vorher waren.
"Glück" ist vielschichtig
Wir würden häufig denken, dass uns die neuen Schuhe oder das neue Handy glücklich machen, sagt Janina Steinmetz. Dabei vergäßen wir aber, dass unser Glück im Alltag aus ganz vielen Sachen zusammengesetzt ist: Vielleicht ist das Wetter schön, vielleicht war der Chef blöd, vielleicht steht ein gutes Gespräch mit einer Freundin bevor. Und tausend andere Dinge. Die Zufriedenheit, die wir aus dem Produkt generieren, das wir kaufen, sei im Vergleich dazu eigentlich ganz klein und gehe im Alltag total unter.
"Während wir ein Produkt kaufen, denken wir: Das ist das, was mich happy machen wird! Doch unser Glück ist im Alltag aus ganz vielen Sachen zusammengesetzt – positiv wie negativ."
Das Gefühl des Glücklichseins halte übrigens länger an, wenn man sich nicht selbst beschenkt, sondern anderen Leuten eine Freude macht, sagt Janina Steinmetz. Was uns wirklich längerfristig glücklich und zufrieden mache, seien nämlich soziale Verbindungen zu anderen Menschen. Durch Aufmerksamkeiten und Geschenke werden diese gestärkt.
Und einen Tipp für das eigene Kaufverhalten hat die Konsumforscherin auch noch: Wenn wir uns unser Glücksgefühl durch mehrere kleinere Käufe holen, sei das oft besser als durch einen großen Einkauf – etwa einen neuen Fernseher, der nach ein paar Tagen auch wieder zur Normalität geworden ist. Wenn wir uns also hier und da vielleicht mal ein schönes Stück Kuchen oder eine andere Kleinigkeit gönnen, dann kommen wir damit gut durch den Alltag.