Manchen fällt es schwer, sich für eine Partei bei der Bundestagswahl zu entscheiden. Einige ziehen Tools zurate wie den Wahl-O-Mat. Wie entsteht er und welche Wahlhilfeprogramme gibt es außerdem?
Welcher der 29 Parteien, die bei der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar antreten, sollen wir unsere Stimme geben? Eine verantwortungsvolle Entscheidung, die manchen leicht fällt, weil sie immer dieselbe Partei wählen. Andere entscheiden aber danach, was die jeweilige Partei zu einzelnen Themen wie Klima, Soziales oder Wirtschaft sagt. Bei 29 Parteien kann das leicht überfordern.
Mit 38 Thesen seine Position bestimmen
Entscheidungshilfen wie der Wahl-O-Mat unterstützen dabei, den Überblick zu behalten. Der Wahl-O-Mat beispielsweise arbeitet mit 38 Thesen, denen man zustimmen kann oder auch nicht, und so seine eigene Meinung mit denen der Parteien abgleicht.
Um die 38 Thesen zu finden, geht das Team des Wahl-O-Mats die Wahlprogramme der Parteien durch, diskutiert die Themen, die für die nächste Bundesregierung wichtig sein sollen, und erarbeitet 80 bis 100 Aussagen.
Zum Wahl-O-Mat-Team gehören 20 bis 25 Jung- und Erstwählerinnen und -wähler aus den verschiedenen Bundesländern, mehrere Politikwissenschaftler*innen, Statistiker und Pädagoginnen, Forschende und Verantwortliche der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
"Wir diskutieren heiß und sehr innig, wirklich bis tief in die Nacht, über die Thesen, darüber, wie wir auswählen und wie wir es formulieren."
Beim Erstellen der Aussagen achtet das Team darauf, dass diese überparteilich formuliert werden, sodass nicht eine Forderung einer Partei darin wiedergegeben wird. Außerdem sollen möglichst viele unterschiedliche Themen in den Aussagen vorkommen. Die bis zu 100 Aussagen werden dann den Parteien zugeschickt, die dazu ihre Antworten formulieren. Das Wahl-O-Mat-Team wählt schließlich aus allen Aussagen 38 für das Wahl-Tool aus.
Weitere Tools für die Wahlentscheidung
Neben dem Wahl-O-Mat gibt es noch andere Wahlentscheidungshilfen:
- Bei Wahltest gibt es mehr Antwortmöglichkeiten als beim Wahl-O-Mat und drei Gewichtungsstufen.
- Der Wahlkompass wurde von einem Team der Uni Münster entwickelt. Nachdem Nutzende alle Fragen beantwortet haben, wird über ein Schaubild erkennbar, ob man bei einen Thema eher nach links oder rechts tendiert. Hinterlegt sind auch die Positionen der Parteien, sodass man die eigene Position abgleichen kann.
- Der Real-O-Mat, entwickelt von FragDenStaat, vergleicht die gegebenen Wahlversprechen mit dem tatsächlichen Abstimmungsverhalten im Bundestag zu bestimmten Entscheidungen. Das Tool ist eher eine Rückschau auf vergangene politische Entscheidungen der Parteien.
- Der Steuer-O-Mat stellt hauptsächlich Fragen zur Steuerpolitik.
- Der Wahl.Chat wurde von Forschenden aus Cambridge und München entwickelt: In dem KI-gesteuerten Chat kann man sich über Wahlprogramme informieren. Außerdem liefert das Tool Abstimmungsverhalten zu bestimmten Themen und eine Einordnung zur Machbarkeit von bestimmten Forderungen.
Den Wahl-O-Mat der bpb gibt es schon seit über 20 Jahren. Bei der letzten Bundestagswahl haben diese Entscheidungshilfe rund 21 Millionen Menschen genutzt, sagt Pamela Brandt. Sie ist Projektleiterin bei der bpb für den Wahl-O-Mat.
"Dafür ist der Wahl-O-Mat gemacht, dass wir nicht Thesen haben, bei denen alle nur zustimmen, sondern tatsächlich Thesen, die zu einer Haltung anregen."
Entwickelt wurde der Wahl-O-Mat damals, um vor allem junge Wählende anzusprechen, die im Verhältnis zu anderen Stimmberechtigten eher weniger zur Wahl gehen, erklärt Pamela Brandt. Mit der Entwicklung des Projekts Wahl-O-Mat hat die bpb auch versucht herauszufinden, warum Erst- und Jungwählende ihre Stimme nicht abgeben. Einer der Gründe ist aus Sicht der Wählenden die geringe Unterscheidbarkeit der Parteien.
"Bei den Umfragen damals wie heute ist deutlich: Viele gehen nicht zur Wahl, weil sie die Unterschiede zwischen Parteien nicht wirklich sehen."
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