Bundesanleihen kaufen und nachhaltige Projekte fördern: Das ist die Idee hinter den ersten Öko-Anleihen Deutschlands. Damit möchte die Bundesregierung auf den Nachhaltigkeitstrend am Börsenmarkt aufspringen. Der Nachteil: Die Öko-Bonds sind wenig innovativ.
Im September 2020 soll das erste ökologisch nachhaltige Bundeswertpapier Deutschlands kommen. Das klingt erst mal nach einem großen Vorhaben der Bundesministerien für Finanzen und Umwelt, doch was steckt hinter den Öko-Anleihen des Bundes?
Geld parken in unsicheren Zeiten
Bundesanleihen sind in erster Linie eine Möglichkeit, Geld sicher zu parken, erklärt Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Denn: Die Staatsanleihen sind Wertpapiere, die Profiinvestoren oder private Anleger kaufen können. Damit leihen sie dem Staat Geld für Investitionen und bekommen im Gegenzug Zinsen ausgezahlt.
Eine hohe Rendite machen Anlegerinnen und Anleger mit Bundesanleihen allerdings eher nicht, da diese vergleichsweise schlecht verzinst sind.
Die neue deutsche Öko-Bundesanleihe soll einen Minuszins haben, der schätzungsweise bei 0,5 Prozent liegt, sagt der Wirtschaftsjournalist. Für private Anleger ist der Kauf von Bundesanleihen also eher eine gut gemeinte Investition in nachhaltige Projekte als eine gewinnbringende, wenn nicht sogar ein Minusgeschäft.
"Für viele geht es einfach darum, ihr Geld sicher anzulegen. Das heißt, möglichst kein Geld zu verlieren, und dann kann man natürlich in Bundesanleihen investieren."
Profiinvestoren hingegen nutzen Staatsanleihen – gerade in unsicheren Zeiten wie aktuell – gerne, um ihr Geld für eine Weile zu platzieren, statt es riskant in Aktien anzulegen und es so möglicherweise zu verlieren.
Anleihen sind von fast jedem Staat erhältlich und unterschiedlich hoch verzinst. Die Höhe der Zinsen ist unter anderem davon abhängig, ob ein Land kreditwürdig ist und auch, wie hoch ihre Schulden sind, so Nicolas Lieven. Deutschland gelte als sehr solvent und damit als sichere Anlageform unter Profiinvestoren.
Deutsche Öko-Bonds: Spät dran und Projekte laufen schon
Auch auf dem Anleihenmarkt ist das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz schon lange angekommen, erklärt er. Polen hat zum Beispiel 2016 schon grüne Staatsanleihen an Investoren verkauft, Frankreich zog wenig später nach. Ähnlich sieht es mit Belgien und den Niederlanden aus.
Investoren der neuen deutschen Öko-Bonds sollen durch ihren Kauf zum Beispiel Projekte in den Bereichen Verkehr, internationale Entwicklungszusammenarbeit, Forschung und Entwicklung, Energie und Industrie als auch Land- und Forstwirtschaft fördern.
"Bei diesen Öko-Bonds, die jetzt rauskommen, geht es um Projekte, die schon laufen. Ich würde eher sagen, es wäre gut, man würde vorausschauend die Politik ändern."
Ziel der grünen Bundesanleihen sei es, neue Investoren für den grünen Markt zu gewinnen, sagte Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesministerium Finanzen. Hier sieht der Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven allerdings einen großen Nachteil der neuen deutschen Öko-Bonds. Denn: Bei den grünen Bundesanleihen handelt es sich ausschließlich um Umweltprojekte, die schon laufen, erklärt er.
Durch die Öko-Bonds würden die Fonds nachträglich noch mal finanziert. Tatsächlich nachhaltig wäre es hingegen, vorausschauend vorzugehen und neue grüne Projekte aktiv durch Investitionen in Form von Öko-Bonds voranzutreiben.