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Die Schaffung eines Bürgerlichen Gesetzbuchs, das die persönlichen Freiheiten, die Gleichheit vor dem Gesetz sowie die Trennung von Kirche und Staat festschreibt, ist eine der wesentlichen Forderungen der Französischen Revolution von 1789. Umgesetzt hat sie Napoleon I.

Im Ancien Regime galten in Frankreich je nach Region unterschiedliche Gesetze, oft war es das "Gemeine Recht": Das waren tradierte Rechtsvorstellungen, die nach dem Motto "Das haben wir immer schon so gemacht" funktionierten. Der Stärkere setzte sich bei Streitigkeiten meist durch und die Schwächeren blieben auf der Strecke.

Wie Napoleon den Code Civil vorantreibt

Nach der Französischen Revolution soll sich das ändern, aber es tut sich erst einmal nichts. Als sich Napoleon Bonaparte am 18. Brumaire 1799 – dem 9. November in der Revolutionszeit – an die Macht putscht, beendet er zwar offiziell die Revolution, hält aber an einigen Zielen fest: Er beruft ein Expertenkollegium ein, das ein Bürgerliches Gesetzbuch erarbeiten soll, wie es die Revolutionäre von 1789 gefordert hatten. Dabei mischt Napoleon kräftig mit, lässt sich über die Arbeitsfortschritte informieren und diskutiert bis spät in die Nacht einzelne Abschnitte oder Paragraphen der neuen Gesetzessammlung.

Ergebnis: der Code Civil oder auch Code Napoleon, der am 21. März 1804 präsentiert wird. Das Gemeine Recht ist abgeschafft, die neuen Gesetze gelten überall in Frankreich und später auch in den von Frankreich annektierten Gebieten auf der linken Rheinseite und im französischen Protektorat "Rheinbund".

Vorläufer unseres Bürgerlichen Gesetzbuches

Ab 1804 sind alle feudalen Rechtstitel abgeschafft, die ständischen Privilegien für Klerus und Adel gelten nicht mehr. Dafür gelten fortan ein bürgerlicher Eigentumsbegriff und weitere egalitäre Grundsätze. Der Code Civil hat in ganz Europa Nachahmer gefunden – in Preußen ist er bis 1900 in Kraft, also bis das Bürgerliche Gesetzbuch eingeführt wird, das wir noch heute kennen.

Ihr hört außerdem in Eine Stunde History:

  • Die Rechtshistorikerin Barbara Dölemeyer erklärt, welche juristischen Grundsätze mit dem Code Civil festgeschrieben wurden.
  • Der Jurist und Historiker Eckhard Theewen hat sich mit dem Anteil Napoleons an der Entstehung des Code Civil beschäftigt.
  • Der Jurist Thomas Gergen ordnet die Wirkung des Code Civil auf die deutsche und europäische Rechtsprechung ein.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld geht zurück zu den Anfängen der Französischen Revolution von 1789.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Luisa Filip beschreibt die Entstehung des Code Civil.
Shownotes
Französische Revolution
Code Civil 1804: Wie unser Bürgerliches Recht entstand
vom 15. März 2024
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Mattias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte