"Arthur und die Farben des Lebens" von Jean-Gabriel Causse bringt Farbe und Wärme in graue Dezembertage – mit einer Geschichte, die ans Herz geht.
Arthur hat ja gewusst, dass das irgendwann passieren würde. Und trotzdem ist er wie vor den Kopf gestoßen. Heute, an einem ganz normalen Wochentag, laufen ein letztes Mal die Maschinen. Er wird ein letztes Mal die Kupferkessel mit Pigment füllen. Die Grundmasse aus Füllstoffen, Gummiharzen und Wachs köchelt bereits vor sich hin. Fehlen nur noch die Farben.
Arthur wird mit Gelb beginnen und mit Grün aufhören. Und dann war’s das; ein allerletzter Buntstift der Marke Gaston Cluzel wird vom Fließband rollen. Schon morgen wird er dann wieder arbeitslos sein – und der hoffnungslose Fall, der er bereits war, bevor ihn das Arbeitsamt genötigt hatte, die Stelle in der Buntstiftfabrik anzunehmen.
Ein geradezu magisches Gelb entsteht
Arthur fragt sich, was mit den restlichen Pigmenten passiert, wenn hier alles still steht. Allein vom Gelb haben sie noch zwölf Kilo. Und dann weiß er es. Er weiß, dass es egal ist, ob die letzten Cluzel-Stifte mit siebenhundertfünfzig Gramm Pigment hergestellt werden oder mit zwölf Kilogramm. Niemand wird sie kaufen.
Die Kinder malen mit billigen Fabrikaten, auf dem digitalen Tablet oder gar nicht mehr. Arthur kippt Kessel für Kessel alles an Farbe in die blubbernde Masse. Am Anfang ist sie noch weißlich. Erst nach einiger Zeit verfärbt sie sich, wird gelb, blau, orange, lila. Und wie sie diesmal leuchtet! Die Sättigung der Farben ist geradezu magisch.
"Spätestens jetzt ist beim Lesen klar, dass man das Romandebüt des französischen Farbdesigners und Autors Jean-Gabriel Causse nicht ganz so ernst nehmen muss. Ich meine, es wird ja wohl niemals möglich sein, dass alle Menschen auf der Welt plötzlich kein Gelb mehr sehen können. Oder?"
Zur selben Zeit traut Ajay, ein indischer Taxifahrer in New York, seinen Augen nicht: Sein Ein und Alles, ein in die Jahre gekommener knallgelber Checker Marathon, ist plötzlich nicht mehr gelb, sondern irgendwie grau. Die Pampelmusen der Pariser Sterneköchin Pirette sehen plötzlich nicht mehr appetitlich aus. Und die Radiokollumnistin Charlotte erhält eine Eilmeldung: Die Farbe Gelb ist verschwunden.
Die Welt ist plötzlich nur noch grau
In "Arthur und die Farben des Lebens" verschwinden nach und nach alle Farben. Ein ziemlich graues Dasein, wie in einem Schwarz-Weiß-Film, beginnt. Es gibt keine Erklärung dafür, jedenfalls keine wissenschaftliche. Für Charlotte ändert sich wenig. Sie ist blind. Und auch Ajay kann weiterhin Farben sehen. Er lebt mit Synästhesie, also: Er hört Farben. Aber die meisten Menschen leiden. Auch Arthur. Doch da kommt ihm plötzlich eine Idee...
Das Buch:
"Arthur und die Farben des Lebens" (OT: "Les crayons de couleur", 2017) von Jean-Gabriel Causse, aus dem Französischen übersetzt von Nathalie Lemmens, erschienen bei C. Bertelsmann, 281 Seiten, 2018.