Jede achte Frau erkrankt an Brustkrebs. Wenn die Brust amputiert werden muss, stehen die betroffenen Frauen vor dem Problem: Was ziehe ich an? Die Frage hat modische aber auch praktische Aspekte.
Daniela ist 35 Jahre alt. Vor vier Jahren wurde bei ihr Brustkrebs festgestellt, eine ihrer Brüste musste amputiert werden. Nach der OP wollte Daniela so schnell es geht wieder normal aussehen, wie sie sagt. Das war aber schwierig, denn in die meisten Klamotten kam sie gar nicht mehr rein.
"Normal hieß damals für mich die XXL abgelegten Hemden von meinem Mann anzuziehen."
Daniela sagt, dass sie nach der Operation Schmerzen hatte. Schmerzen, durch die sie die Arme nicht heben konnte. Sie wisse auch von Frauen, die das selbst Jahre später noch nicht können und beim Anziehen extrem beeinträchtigt sind. Sie betont, dass neben dem praktischen auch der modische Aspekt eine Rolle spielt; allein schon, um nicht immer an die Krankheit erinnert zu werden.
"Jede Frau, die sowieso schon durch diese Diagnose im Leben beschnitten ist, sollte sich nicht schmerzerfüllt anziehen müssen. Außerdem ist es wichtig, sich wohlzufühlen und nicht an der äußeren Hülle daran erinnert zu werden."
Damit Brustkrebspatientinnen nicht ständig an den Eingriff erinnert werden, brauchen sie Klamotten, die sich leicht anziehen lassen und bestenfalls auch gut aussehen. Yoko Katagiri und Sidney Nobleza haben sich genau das vorgenommen.
Richtige Mode kann bei mentalem Leid unterstützende Wirkung haben
Yoko Katagiri ist Dozentin am Fashion Institute of Technology in New York, Sidney Nobleza ist ihre Studentin. Angeregt durch ihre Dozentin, die selbst Brustkrebs hatte und sich über die Mode geärgert hatte, hat Sidney Nobleza für ihr Abschlussprojekt Mode designet, die sich an den Bedürfnissen von Brustkrebspatientinnen nach einer Operation orientiert.
"Wir wollten etwas Stilvolles machen, in dem sich Frauen immer noch schön fühlen."
Reißverschlüsse und Magnetknöpfe gegen schmerzhaftes Anziehen
Sidneys erste Stücke sind ein rotes Tshirt mit Fledermaus-Ärmeln, das man sich umlegen kann, und anschließend durch Reisverschlüsse auf Bauchhöhe und Magnetknöpfe einfach zu machen kann. Und ein lilafarbener Kompressions-BH, der ein bisschen aussieht wie ein etwas größerer Bikini. Er soll das Brustgewebe zusammendrücken und hat zwei kleine Taschen für die Drainage-Beutel, die man nach einer OP mit sich herumtragen muss.
Dozentin Yoko Katagiri hat sie dabei beraten, denn sie weiß, dass die Entfernung von Brustgewebe für viele mental nicht leicht ist und die richtige Mode eine unterstützende Wirkung haben kann. Beide hoffen, dass das "adaptive clothing" - also Kleidung für beeinträchtigte Menschen - eines Tages Teil der Massenware wird.
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