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Bei der Team-Weltmeisterschaft im Bridge sollen sich zwei deutsche Doktoren geheime Infos zugehustet und damit den WM-Titel ergaunert haben. Der Weltbridgeverband drückte den beiden eine lebenslange Sperre auf. "Alles Quatsch", sagen die Spieler. Jetzt klagen sie gegen das Spielverbot.

Die beiden deutschen Weltklasse-Kartenspieler Michael Elinescu (66) und Entscho Wladow (75) waren bei der Bridge-Weltmeisterschaft, die 2013 in Bali ausgetragen wurde – und haben die WM auch gewonnen. Im Finale spielten die beiden gegen die USA. Um dieses Finale geht es auch bei dem Betrugsvorwurf. 

Beim Kartenspiel Bridge bilden zwei Leute ein Team und treten gegen zwei andere an. Elinescu und Wladow spielen im Senioren-Team schon länger miteinander. Und weil beide Ärzte sind, haben sie in der Szene den Spitznamen "German Doctors". 

Michael Elinescu, Arzt und Bridge-Spieler
© Picture alliance | dpa
Arzt und Bridge-Spieler Michael Elinescu zur Presseagentur dpa: "Die haben unseren Ruf ruiniert."

Eine wichtige Frage für die Bridge-Spieler ist, von welchen Karten man zusammen mit seinem Partner wie viele hat. Aber diese Information dürfen sich die Spieler nicht einfach so sagen, das muss sich alles durchs Spiel ergeben. 

Austausch nach Regeln ja - geheime Codes nein!

In bestimmten Spielphasen darf das Team Informationen austauschen. Diese Absprachen sind dann aber auch den Gegnern bekannt. Damit die Spieler sich ansonsten keine Zeichen geben, gibt es eine Sichtschutzwand. In diesem Fall stand sie zwischen den beiden deutschen Spielern. 

"Die beiden sollen heimlich mit Husten-Codes kommuniziert haben. Angeblich hat jeweils der eine Spieler so gehustet, dass der andere hinter der Wand wusste, wie er spielen soll."
Daniel Kähler, Deutschlandfunk Nova

Die "German Doctors" weisen den Vorwurf weit von sich. Auf Bali sei es heiß gewesen, im Hotel aber durch die Klimaanlage kalt – das sei der Grund fürs Husten gewesen. Laut Elinescu und Wladow seien die Videoaufzeichnungen manipuliert worden und eine Verschwörung beim Weltbridgeverband (WBF) im Gange.

Gutachten soll Betrug beweisen

Der WBF hatte ein Gutachten erstellt, in dem Experten sagen, dass da betrogen wurde. Elinescu und Wladow wurde schließlich der Weltmeister-Titel aberkannt. Und sie dürfen nie wieder zusammen bei internationalen Turnieren spielen und auch mit anderen Partnern dürfen sie zumindest zehn Jahre nicht spielen. 

Dagegen hatten die beiden Ärzte schon geklagt und teilweise Recht bekommen. Das wiederum lässt der Deutsche Bridgeverband nicht auf sich sitzen und will das Spiel-Verbot auf jeden Fall vorm Oberlandesgericht in Düsseldorf durchsetzen.

"Der Deutsche Bridgeverband stellt sich nicht auf die Seite seiner Spieler, vermutlich ist die ganze Sache auch keine gute Werbung für die Sportart."
Daniel Kähler, Deutschlandfunk Nova

Elinescu und Wladow wollen mit der jetzigen Klage ihre Ehre wieder herstellen. Möglicherweise wird aber erstmal nur entschieden, wie es mit der Strafe weitergehen soll und nicht, ob es wirklich einen Husten-Code gegeben hat oder nicht.

Shownotes
Bridge-Betrugsaffäre
Zwei hustende Doktoren vor Gericht
vom 15. November 2017
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Daniel Kähler, Deutschlandfunk Nova