In weniger als sechs Monaten soll der Brexit Wirklichkeit werden. Völlig unklar ist aber bisher, was mit der 500 Kilometer langen Grenze zwischen Irland und Nordirland geschehen soll. Im schlimmsten Fall drohen neue Gewaltausbrüche auf der Insel. Unser Korrespondent Paul Vorreiter hat die Grenzregion zwischen Irland und Nordirland für uns besucht.
Auf seiner Reise entlang der Grenze zwischen Irland und Nordirland hat unser Korrespondent Menschen getroffen, die alle auf der gesamten irischen Insel die Dinge behalten wollen, von denen sowohl die Nordiren als auch die Iren profitieren. Brexit und oder her. Eine harte Grenze, die den Verkehr zwischen den beiden Ländern massiv behindern würde, wünscht sich keiner.
Offene Grenze in Irland rettet Menschenleben
Ein Privileg, das alle Iren genießen ist die Möglichkeit, sich den eigenen Pass aussuchen zu können - also Brite oder Ire oder gleich beides zu sein. Darauf wollen die Menschen nicht verzichten, sagt Paul Vorreiter.
"Die offene Grenze hat das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, in der Gegend signifikant gesenkt."
Andere Vorteile, die mit einer offenen Grenze in Verbindung stehen, betreffen zum Beispiel die medizinische Versorgung. Unter anderem dürfen Iren, die in der Grenzregion einen Herzinfarkt erleiden, einfach in Nordirland behandelt werden, ohne den längeren Weg bis Dublin in Kauf nehmen zu müssen.
Harte Grenze wäre schwer umzusetzen
Allen Wünschen der britischen Regierung zum Trotz, wäre eine harte Grenze auf der irischen Insel nicht leicht umzusetzen, sagt unser Korrespondent Paul Vorreiter. Wer in der Region unterwegs ist, erkennt oft erst auf den zweiten Blick, in welchem der beiden Länder er überhaupt steht. Teilweise liegt die Kirche eines Dorfes auf der einen Landesseite, der Friedhof aber auf der anderen.
Außerdem gibt es 17 sogenannte "concession roads", also Straßen, die die Grenze mehrfach überqueren und darüber hinaus mehr als 250 offizielle Grenzübergänge. Dort überall Schlagbäume, Beamte und Zäune hinzustellen, wäre ein ziemlicher Aufwand, sagt Paul Vorreiter.
"Es gibt die Überlegung, an der Grenze Drohnen zur Kontrolle einzusetzen. Leute vor Ort sind sich sicher, dass solche Drohnen von der Bevölkerung abgeschossen werden."
Unklar ist nach wie vor, wie Grenzkontrollen für den Warenverkehr aussehen könnten: Keine Kontrollen, Kontrollen zwischen dem europäischen Irland und dem britischen Nordirland oder zwischen Nordirland und dem britischen Festland. All das sind wichtige Fragen, die mitentscheiden werden, ob das Austrittsabkommen tatsächlich zustande kommt oder nicht.
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