Deutschland soll richtig schnelles Internet bekommen: mindestens 50 Megabit pro Sekunde. Es gibt aber ein Problem: Das Geld für den Ausbau fehlt. Also soll die Telekom das Netz auf eigene Rechnung mit neuer Vectoring-Technik ausbauen. Klingt erst mal ok, bringt aber einen Haufen Nachteile mit sich.
In den nächsten drei Jahren sollen unsere Daten so richtig durchs Netz flutschen, so stellt sich das Verkehrsminister Alexander Dobrindt vor. Damit das funktioniert, will die Bundesnetzagentur der Telekom erlauben, mit einer umstrittenen Technik schnellere Internetzugänge zu schaffen. Mit der Vectoring-Technik wären Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde möglich.
"Vectoring ist jetzt nicht gerade Rocket Science, eher so eine Art Brückentechnologie."
Technisch funktioniert das Vectoring so, dass die elektromagnetischen Störungen zwischen den Leitungen ausgeglichen werden, sodass mehr Daten schneller durchs Kabel fließen können - das funktioniert auch mit den alten Kupferleitungen, ein Ausbau zu modernen Glasfaserkabeln wäre nicht nötig. Also: Die Telekom würde die sogenannte letzte Meile zwischen dem Hauptverteilerkasten und dem Hausanschluss der Endkunden durch Vectoring beschleunigen. Telekom-Chef Tim Höttges will für dieses Upgrade eine Milliarde Euro zusätzlich investieren.
Vectoring-Update würde Investitionen vernichten
Knapp sechs Millionen Haushalte könnten davon profitieren. Aber: Durch den Umbau muss die Telekom etwa 8000 Hauptverteilerkästen anfassen und dabei 135.000 schnelle VDSL-Anschlüsse von Konkurrenz-Anbietern kappen. Beide Techniken können nicht nebeneinander betrieben werden. Netzpolitik.org stellt dazu fest: "Die von der Deutschen Telekom zugesagte Ausbau-Milliarde würde Investitionen der Wettbewerber in mindestens gleicher Höhe verhindern und zusätzlich bereits getätigte Investitionen entwerten."
Die Telekom-Konkurrenten sind entsprechend sauer. Sie schimpfen über eine Re-Monopolisierung des Netzmarktes und kritisieren, dass jetzt eine günstigere schnelle Lösung mit den alten Kupferkabeln den Vorzug vor den modernen Glasfasernetzen bekommt. Der Plan von Telekom und Dobrindt scheint also nicht nachhaltig, ist für sie trotzdem praktisch: Auch wenn die Technik nicht zukunftssicher ist, kann sie einen mittelfristigen Erfolg verbuchen. Die hohen Investitionen für den Glasfaser-Ausbau sind damit aber nur aufgeschoben.
Das Vorhaben ist noch nicht in trockenen Tüchern. Erst im Frühjahr 2016 fällt die endgültige Entscheidung.
"Die hohen Investitionen für den Glasfaser-Ausbau sind damit aber nur aufgeschoben. Das Nachsehen haben Wettbewerber und Nutzer."