Ein Mann kauft Mangos auf einem Markt in Kenia. Statt Bargeld oder Karte zückt er ein Handy, tippt eine SMS – bezahlt. Ohne Internet oder Bankkonto – aber mit M-Pesa, einem Bezahlsystem. Anca und Bo fragen sich in dieser Folge, ob es eine Zukunft ohne Banken geben kann.
M-Pesa wurde 2007 eingeführt, um Menschen ohne Zugang zu Banken einfache Geldtransfers zu ermöglichen. Nutzer brauchen nur eine SIM-Karte, um Geld per SMS zu senden oder zu empfangen. Ein Netzwerk von M-Pesa-Agenten – oft kleine Läden oder Kioske – dient als Ein- und Auszahlstation.
"Man kann Geld senden, und ich finde, es ist eine der bequemsten Möglichkeiten dafür."
Für viele scheint das System praktischer als klassische Banken: Es gibt keine langen Warteschlangen, keine Mindestanforderungen, kein Papierkram. Heute nutzen rund 66 Millionen Menschen in Afrika M-Pesa.
Bankenlos, aber nicht ohne Risiko
Doch obwohl M-Pesa so praktisch ist – es ist kein perfektes System. Die Gebühren für Transaktionen sind niedrig, aber der Mobilfunkanbieter Safaricom kontrolliert den Markt. Das bringt Vorteile in der Skalierung – aber auch Abhängigkeit.
"Die Bank ist zu weit von uns entfernt. Man kann einfach Geld einzahlen, ohne dort hinzugehen."
Datenschutz ist eine weitere Herausforderung. 2019 wurden Daten von über 11 Millionen Nutzern geleakt. Und obwohl Geld auf dem M-Pesa-Konto sicherer ist als Bargeld, bleibt das Risiko von Betrug oder Diebstahl.
Was hat das mit uns zu tun?
In Europa verschwinden Bankfilialen, während digitale Zahlungsalternativen boomen. Laut einer Studie aus 2024 zahlen bereits über 80 Prozent der Deutschen bargeldlos. Doch M-Pesa und ähnliche Systeme wie GCash auf den Philippinen oder Paytm in Indien zeigen: Ein Zahlungssystem kann auch ohne klassische Bankinfrastruktur funktionieren.
Diese Idee ist auch schon bei uns in Europa angekommen – unter der Idee des digitalen Euros. Die Europäische Zentralbank plant eine staatlich kontrollierte digitale Währung, die Bankkonten teils überflüssig machen könnte.
"Das Ganze wird wahrscheinlich Fahrt aufnehmen, wenn wir einen sogenannten digitalen Euro bekommen."
Der digitale Euro wäre eine ergänzende Währung, die direkt von der Europäischen Zentralbank ausgegeben wird – also ohne Zwischenstation über private Banken. Nutzer könnten ihn über eine App oder eine spezielle Karte nutzen. Entscheidend: Er wäre auch offline übertragbar.
"Wenn man zum Beispiel kein Konto oder kein Mobilfunkgerät hat, dann wird das vermutlich mit einer Kartenlösung laufen. Auch ohne Internet."
Allerdings würde der digitale Euro nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Die geplante Obergrenze liegt zwischen 500 und 2.500 Euro pro Person, um einen Massenabzug von Bankeinlagen zu verhindern.
Bankenlos oder doch nicht?
M-Pesa zeigt, dass eine bankenlose Gesellschaft ein nicht nur theoretisches Konzept ist. Doch während das System in Kenia ein pragmatisches Werkzeug für Millionen von Menschen ist, stehen in Europa andere Fragen im Raum: Wie reguliert muss eine digitale Währung sein? Wie viel Kontrolle bleibt bei den Nutzern – und wie viel beim Staat oder privaten Unternehmen?
Ob in Kenia oder bei uns in Deutschland – die Art, wie wir mit Geld umgehen, verändert sich und Bo und Anca überlegen in dieser Folge, wie diese Veränderung aussehen könnte. Und schauen auf die Vor- und Nachteile.
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