Zum Jahreswechsel wird der neu gewählte Präsident Lula da Silva die Regierung in Brasilien übernehmen. Viele hoffen, dass er seine Versprechen zum Schutz des Amazonas-Regelwalds umsetzen wird.
Ende Oktober hat der Sozialist und Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die Stichwahl um das Präsidentenamt gegen den Amtsinhaber Jair Bolsonaro für sich entschieden. Äußerst knapp. Im Gegensatz zu Jair Bolsonaro, der die Abholzung des Regenwaldes in seiner Amtszeit vorangetrieben hat, hat Lula da Silva bereits in einer Rede nach seinem Wahlsieg angekündigt, dass Brasilien unter seiner Führung eine zentrale Rolle beim Klimaschutz spielen werde.
Lula da Silva will Amazonas-Regenwald schützen
Mitte November hat Lula da Silva demonstrativ die 27. Weltklimakonferenz in Ägypten besucht, während der Amtsinhaber sich nicht blicken ließ, und hat in Scharm el-Scheich angekündigt, den Regenwald retten zu wollen. Brasilien werde zukünftig alles tun, um die Entwaldung und Zerstörung bis 2030 auf null zu senken.
Jair Bolsonaro war eher ein Präsident der Agrarlobby, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs. Deren Ziel sei es, möglichst großflächig konventionelle Landwirtschaft zu betreiben und weitere Flächen im Amazonasgebiet zu entwalden. Jair Bolsonaro hat sich auch immer gegen Kritik aus dem Ausland gewehrt. Brasilien lasse sich nicht von außen seine Politik diktieren.
Grit hat sich in Brasilien umgehört, was die Menschen von ihrem neuen Präsidenten erwarten. Für Igor aus São Paulo ist ganz klar, dass Brasilien wieder Verantwortung übernehmen muss beim Kampf gegen den Klimawandel.
"Brasilien muss seinen Platz wiederfinden bei der wichtigsten Aufgabe, die die Weltgemeinschaft gerade hat: beim Klimawandel."
Brasilien habe eine besondere Bedeutung für das Klima, weil dort der Großteil des Amazonas-Regenwaldes liegt, der eine große Menge Kohlenstoff speichern kann. Somit komme Brasilien eine Schlüsselrolle für das Weltklima zu. Außerdem kommt im Amazonasgebiet die größte Artenvielfalt der Welt vor, ergänzt Igor.
Konkrete Schutzpläne sind noch nicht bekannt. Aber Lula da Silva habe versprochen, so Grit, dass die Waldschutzbehörden wieder arbeiten und gegen illegale Rodungen vorgehen sollen. Sie sollen auch Indigene davor schützen, dass Goldsucher einfach in ihre Schutzgebiete eindringen.
Deutschland hat angekündigt, nach dem Amtsantritt Lula da Silvas die bislang eingefrorenen Waldhilfen für Brasilien wieder freizugeben.
Bolsonaro-Anhänger mit Mehrheit in den Parlamentskammern
Einen strengen Klimaschutz auf der Gesetzesebene durchzusetzen, werde für Lula da Silva schwierig werden, meint Grit. Denn in den beiden Parlamentskammern hätten die Bolsonaro-Anhänger die Mehrheit und könnten Gesetzesvorhaben blockieren.
"Dann hängt alles davon ab, dass Indigene- und Umweltschutzbewegungen sich starkmachen und dagegenhalten."
Die brasilianische Architektin Huana sieht in dieser Mehrheit der Bolsonaro-Anhänger das größte Hindernis für eine klimafreundliche Politik. Am Ende, hat sie Grit gesagt, hänge es von den Indigenen- und Umweltschutzbewegungen ab, die dann außerparlamentarisch Druck machen müssten.
Noch keine Pläne für eine ökologische Wende
Wie genau die ökologische Wende aussehen könnte, ist noch recht unklar. Beispielsweise hat die Landwirtschaft mit ihren Monokulturen wie Sojabohnen einen großen Anteil an der Wirtschaftsleistung des Landes. Will man den Amazonas-Regenwald schützen und Waldrodungen für landwirtschaftliche Nutzflächen stoppen, ist die Frage, wie sich sonst dort Geld verdienen lässt. Als Beispiele werden nachhaltiger Tourismus oder nachhaltige Waldwirtschaft genannt.
Thiago aus São Paulo hat sich gegenüber Grit eher skeptisch geäußert, weil er noch keine Lösungen erkennen kann, wie eine Wirtschaft, die nicht auf Wachstum ausgerichtet ist, nachhaltig den Lebensstandard der Menschen bessern kann, die im oder vom Wald leben.