Brasilien Präsident Bolsonaro hält Fächer wie Philosophie und Soziologie für absolut verzichtbar. Um den Druck auf die Unis zu erhöhen, hat er knapp die Hälfte der Hochschul-Budgets einfrieren lassen.
Seit dem 1. Januar 2019 ist Jair Messias Bolsonaro Präsident in Brasilien. Der rechtskonservative Politiker lästert gerne über Frauen und Homosexuelle und ist dabei, seine Wahlversprechen einzulösen. Dazu gehört unter anderem, den Regenwald abzuholzen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Aktuell hat er die Universitäten ins Visier genommen. Die sind seiner Meinung nach aufrührerische, linke Nester.
"42 Prozent des Budgets von Universitäten und Hochschulen liegen auf Eis. Und das hat für die Unis ganz dramatische Auswirkungen."
Ob Bolsonaro das Geld dauerhaft einfrieren kann, das ist noch nicht ganz sicher. Denn, sagt Südamerika-Korrespondent Ivo Marusczyk, der brasilianische Präsident ist ein eher unerfahrener Politiker. Das heißt, er veröffentlicht zwar einerseits laut seine Pläne und agiert, andererseits braucht er am Ende aber auch eine Mehrheit im Parlament, um seine großen Worte in die Tat umzusetzen. Dass er die Zustimmung wirklich bekomme, stehe noch nicht fest.
Schockstarre statt Protest
Trotzdem bringt die vorläufige Reduzierung des Budgets bereits jetzt dramatische Folgen. So wissen die Universitäten nicht, wie sie ab Ende August oder spätestens im September ihre Stipendien auszahlen sollen. Davon betroffen sind viele Doktoranden und Post-Doc-Stellen.
An den staatlichen Universitäten soll der Gesamthaushalt um 30 Prozent gekürzt werden für 2019. Dass die Universitäten sich das einfach so gefallen lassen, glaubt Ivo Marusczyk nicht. Aktuell, sagt der Korrespondent, herrsche allerdings eine Art Schockstarre. Noch gibt es keine großen Proteste. Auch, weil es bei den Studierenden noch nicht so richtig ankomme. Denn betroffen ist zunächst der akademische Mittelbau.
"Dieses Misstrauen gegen die ganzen '68er und die Bildung, das findet man natürlich auch in Brasilien sehr häufig."
Sollte Bolsonaro seine Pläne durchs Parlament bringen, dann, ist sich Ivo Marusczy sicher, wird es auch Proteste geben. Viel Rückhalt hat er dafür in der Bevölkerung ohnehin nicht. Was nicht heißt, dass es überhaupt keine Zustimmung gibt. Denn natürlich gibt es diejenigen, die der Meinung sind, an Universitäten würden nur "langhaarige Bombenleger gezüchtet".