Die 26-jährige Maria Tschanter betreibt das Blog "Cottbus die Wüste lebt". Sie liebt die vielfältige Kultur der Stadt, sieht aber auch die Zukunftsängste der Menschen in Cottbus. Sie sorgt sich vor der Landtagswahl in Brandenburg, weil ein AfD-Wahlsieg die kulturelle Vielfalt bedrohen könnte.
Cottbus, zweitgrößte Stadt in Brandenburg nach der Landeshauptstadt Potsdam, rund 100.000 Einwohner - davon würden laut Umfragen 20 Prozent die AfD wählen. Hier lebt Maria Tschanter. Seit drei Jahren betreibt sie mit Kollegen einer Kommunikationsagentur das Blog "Cottbus die Wüste lebt". Damit wollen sie eine Antwort auf die Fragen geben: Wo liegt überhaupt Cottbus und ist da was los? Das Blog soll zeigen, wie lebendig und vielfältig die Kultur in Cottbus sein kann.
"Mit dem Blog wollen wir zeigen, wie viel reichhaltige Kultur in Cottbus stattfindet."
Der Titel "Cottbus die Wüste lebt" sei von einem Zitat von Fürst Hermann Pückler-Muskau, sagt Maria. Er hat den Branitzer Park zwischen 1846 und 1871 anlegen lassen, der südöstlich von Cottbus liegt und als ein Meisterwerk der Gartenkunst gilt.
Zum Cottbuser Kulturangebot gehöre ein Mehrsparten-Theater mit Oper, Ballett, Musiktheater, Konzert und Schauspiel, das in Brandenburg einzigartig sei, erklärt Maria. Außerdem: der "weltbekannte" Cottbuser Postkutscher, der auch Stadtführungen mache.
Kulturelle Vielfalt lebt vom Engagement der Cottbuser
Die Subkultur wird durch viele Initiativen belebt, die aus Leuten bestehen, die in der Stadt etwas bewegen wollen, sagt Maria. Sie organisieren Ausstellungen mit moderner Kunst oder schaffen Räume, die für alle zugänglich seien und wo sich die Menschen einfach wohlfühlen könnten.
"Das ist das Schöne an Cottbus, wenn man losgeht und sich ein paar Gleichgesinnte sucht, die man recht schnell findet in dieser Stadt, dann kann man eine Menge auf die Beine stellen."
Maria ist überzeugt davon, dass Menschen, die aktiv in Cottbus ihre Nische suchen oder eine Initiative, in die sie sich einbringen können, die Chance hätten, etwas zu bewegen und auch zu verändern.
"Ich finde Cottbus wunderbar."
Mit Blick auf die Landtagswahlen am 1. September sorgt sich Maria darum, was passiert, wenn die AfD die stärkste Kraft in Brandenburg wird. Konkret sieht sie Kulturprojekte gefährdet, die der politischen Ausrichtung der Partei zuwiderlaufen.
AfD könnte Finanzierung von Kulturprojekten streichen
So ist beispielsweise die Finanzierung eines Kinder- und Jugendtheaters in Cottbus infrage gestellt. Maria vermutet, dass das in Zusammenhang mit der kritischen Auseinandersetzung der Kinder und Jugendlichen mit dem Rechtsruck in der Stadt in einem Theaterstück stehen könnte. Der AfD-Fraktions-Vize im Brandenburgischen Landtag, Andreas Kalbitz, habe die Förderwürdigkeit des Theaters infrage gestellt.
Zukunftsängste und Strukturwandel beherrschend die Menschen
Für die Cottbuser sei der Strukturwandel ein Hauptthema. Mit dem geplanten Braunkohleausstieg stehen viele Veränderungen an. "Es stellt sich die Frage: Was wird dann mit den vielen Leuten, die dann keine Arbeitsplätze mehr haben. Das wird eine große Herausforderung und da sehe ich die Politik in der Pflicht, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Strukturwandel gelingen kann", sagt Maria.
"Das ist das größte Thema: Was wird in der Zukunft mit der Wirtschaft in Cottbus?"
Dass in Cottbus viele Wähler dazu neigen, die AfD zu wählen, hänge mit dem Verein Zukunft Heimat aus Golßen zusammen, meint Maria. Dieser Verein habe den Weg geebnet für ein asylfeindliches und patriotisches Klima in der Bevölkerung, der bei seinen Demonstrationen aktiv auf Stimmenfang gegangen sei. Das sei so ähnlich wie die Pegida-Demonstrationen in Dresden.
Die Menschen wären für die vermeintlich einfachen Lösungen, die von diesem Verein oder auch der AfD angeboten werden, zugänglich, weil sie von Gefühlen wie Hoffnungslosigkeit, Zukunftsangst und Abgehängtsein bestimmt seien. "Der Cottbuser Bürger ist in gewisser Weise einfach nur besorgt. Das ist aber dennoch keine Entschuldigung dafür, eine Partei zu wählen, die nicht demokratisch ist und einfach die Ängste der Menschen instrumentalisiert."