Mit 13 merkt Jennifer, dass sie impulsiver tickt als ihre Mitmenschen. Mit 16 erhält sie die Diagnose: Borderline. In der Ab 21 erzählt sie, wie sie heute mit der Persönlichkeitsstörung umgeht.
Extreme Reizbarkeit und emotionale Ausbrüche. Mitten in der Pubertät und dann auch noch einer Persönlichkeitsstörung? "Das war eine feurige Mischung", sagt Jennifer. Sie bemerkt bei sich emotionale Schwankungen, als sie 13 ist. Mit 16 hat sie die Diagnose Borderline bekommen. "Ich war erstmal schockiert und am Boden zerstört, weil ich den Begriff nicht kannte", erzählt sie heute.
Nachdem sie herausgefunden hatte, was Borderline bedeutet, war sie entsetzt. Dann hat sie versucht, ihren Fokus weniger auf die Diagnose und mehr auf ihren Umgang mit der Störung zu legen.
"Ich hatte zum Glück Unterstützung von meiner behandelnden Therapeutin. Wir haben viel Wert darauf gelegt, dass wir uns auf meinen Heilungsprozess konzentrieren und nicht auf meine Diagnose."
Jennifer nimmt Emotionen und Stimmungen wesentlich stärker wahr als andere. Dadurch fühlt sie sich durch kleine Dinge im Alltag bereits völlig aus der Bahn geworfen. Etwa wenn sich Menschen, die Jennifer sehr nahestehen, nicht regelmäßig oder schnell genug bei ihr zurückmelden. Dann interpretiert Jennifer das direkt als Abneigung oder Hass der anderen ihr gegenüber.
"Eine nervöse Situation fühlt sich für mich an, als ob ich gleich vor Angela Merkel sprechen würde."
Dabei empfindet Jennifer nicht nur die schlechten Dinge extrem. "Wenn ich zum Beispiel einen schönen Nachmittag habe, spazieren gehe oder einen guten Film gesehen habe, dann sind das für mich auch Momente, die ich ganz intensiv wahrnehme." Aktuell befindet sich Jennifer in einem stabilen Zustand. Das war nicht immer so. Vor allem in den Phasen, in denen es Jennifer nicht gut ging, ist sie in ihrem Umfeld teils angeeckt.
Offene Kommunikation ist der Schlüssel
Jennifer redet sehr offen über ihre psychische Erkrankung. Sowohl im Netz als auch mit Freunden oder in der Beziehung. "Es ist wichtig, dass man offen und ehrlich miteinander kommuniziert." Jennifer glaubt zudem, dass letztlich jeder die Verantwortung für seine eigenen Gefühle trägt - ob mit oder ohne Persönlichkeitsstörung.
Dafür hat sie sich unterschiedliche Techniken antrainiert. Zum Beispiel versucht sie, nicht mehr auf alle Reize in ihrem Umfeld zu reagieren. Stattdessen atmet sie erstmal tief durch. Mit Instagram hat sie außerdem einen Ort gefunden, auf dem sie ihrer Community zeigen kann, dass das Leben mit ihrer Diagnose "wunderschön, aber manchmal auch wirklich doof" sein kann.
Borderline ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Wenn ihr darunter leidet oder glaubt, darunter zu leiden, könnt ihr euch bei den unterschiedlichen Hilfsangeboten melden.
Wenn ihr euch selbst in einer schwierigen Situation befindet, könnt ihr euch auch jederzeit an die Telefonseelsorge wenden.
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