Der Dax ist heute unter die Marke von 10.000 Punkten gesunken. So what - habt Ihr Euch gefragt? Wir haben das auch gedacht und deswegen mit dem Börsen-Experten Dirk Müller gesprochen.
Der Dax ist heute gefallen, und zwar als Reaktion auf den chinesischen Markt. Dort sind die Börsenkurse heute richtig in den Keller gerutscht. Das hatte zur Folge, dass sogar der chinesische Handel ausgesetzt wurde. Dirk Müller erklärt, dass das mit falschen Wirtschaftsdaten aus China zu tun hat: "Seit 20 Jahren stimmen die Wirtschaftsdaten aus China nicht. Ein Komittee der kommunistischen Partei vermeldet die Daten, die zum Fünf-Jahresplan passen." Der Realität entsprechen diese Zahlen nicht. Im Boom interessiert das niemanden, sagt der Börsenexperte, aber jetzt, wo sich die Wirtschaftssituation dreht, müssen wir uns fragen, ob es überhaupt noch Wachstum gibt.
"Inzwischen stinkt der Müll so dramatisch, dass auch die Lügen nicht mehr helfen."
Dass der Börsenhandel kurz ausgesetzt werde, wenn es große Kurseinbrüche gebe, das gebe es öfter. Auch an anderen Orten. Manchmal stecken dahinter Computerfehler oder andere kleine Unstimmigkeiten, die sich durch eine kurze Pause wieder ausgleichen lassen. Dirk Müller sagt: "Es gibt Linien - wo die genau liegen, das ist Börsengeheimnis - dann wird der Handel kurz ausgesetzt, damit alle mal kurz nachdenken können." In China habe das allerdings eine andere Dimension gehabt. Dort ist die Börse heute von staatlicher Seite aus beendet worden. "Das ist wie im Kindergarten: Ich halte mir die Augen zu und dann siehst Du mich nicht", erklärt Dirk Müller.
"Seit 20 Jahren hat China einen Boom. Und im Boom kannst Du Dir jeden Blödsinn erlauben."
Dirk Müller erklärt das Grundproblem anhand eines Beispiels. In China ist im Boom ohne Ende gebaut worden. Ob in den Häusern tatsächlich auch jemand wohnt, interessiert niemanden, solange es der Wirtschaft gut geht. In Deutschland ist das anders. Wenn wir eine Wohnung kaufen, dann brauchen wir auch Mieter, um unsere Kredite und die Zinsen zu bezahlen. In China aber ist in den vergangenen Jahren so viel Geld ins Land geflossen, dass völlig egal war, ob in den Häusern jemand wohnt oder nicht - der Wert ist trotzdem gestiegen. "Aber in dem Moment, in dem die Preise nicht mehr steigen, kein neues Geld nachkommt, brechen solche Geschäftsmodelle zusammen", sagt Dirk Müller.
"Das hat in China Dimensionen wie noch nie zuvor in der Weltgeschichte. Da sind Städte gebaut worden für eine Million Menschen und da leben nur 20.000."
China ist einer der fünf größten Abnehmer für deutsche Waren, besonders für die deutsche Autoindustrie. Vor allem Volkswagen und Audi sind sehr abhängig vom China-Geschäft. Außerdem kauft China auch viel in den USA. Wenn es der Wirtschaft aber schlechter geht, dann gehen diese Käufe zurück und auch den USA fehlt dann wiederum das Geld, um bei uns zu kaufen. "Die Wirtschaft ist komplett weltweit vernetzt, mehr als jemals zuvor", sagt Dirk Müller, "und das kann durchaus sehr sehr dramatische Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben."