...und keine Strache-Enthüllung. Über zwei Tage lang lief auf einer Webseite mit der kryptischen URL #dotheyknowitseurope ein mysteriöser Countdown. Im Quelltext war das Wort Ibiza versteckt. Mit diesen einfachen Mitteln hatte Jan Böhmermann halb Europa in eine Was-weiß-Böhmermann-Hysterie gestürzt. Gestern Abend wurde das Geheimnis dann im Neomagazin Royale gelüftet.
Der Hype in den Medien war extrem hoch: "Welche Bombe lässt Böhmermann heute platzen?" fragte zum Beispiel das Nachrichtenportal oe24.at. "Was weiß Böhmermann" wollte der Schweizer Tagesanzeiger wissen. Als dann auch noch die Webseite von #Dotheyknowitseurope unter dem Ansturm zusammenbrach, rastetete Twitterdeutschland komplett aus, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte.
Pro-europäisches Musikvideo
Gegen 20.25 Uhr brach die Erregungskurve dann plötzlich in sich zusammen. Es stellte sich nämlich heraus, dass hinter "Do they know it's europe" keine neue Strache-Enthüllung steckt, sondern "nur" ein Song: Der Pro-Europa Song #DoTheyKnowItsEurope, ein dreizehneinhalbminütiges Musikvideo im Stil von "Do they know it's christmas". Jan Böhmermann hat es zusammen mit zahlreichen europäischen Comedians performt.
In dem Video singen die Comedians davon, wie cool Europa ist, was ihr Land ausmacht und was man von den jeweils anderen europäischen Ländern geklaut hat. Die Luxemburger sind zum Beispiel stolz auf Youporn, Pornhub und Junker. Die Finnen stehen auf Kekkonnen und besoffene Sauna-Unfälle.
Deutschland hat Hitler, Bockwurst, Spargel und Klinsmann. Die Schweiz hat sich ihre Ärzte bei den Holländern geklaut und das Raubgold von den Deutschen und alle zusammen haben sie Ikea von den Schweden übernommen. Der Refrain lautet "Allein sind wir allein".
"Das Fazit des Videos: Wir brauchen einander in Europa. Nur die Engländer wollen allein bleiben und bei den Schweizern, den alten Spaltern, heißt es im Refrain: Allein und gemein, so wollen wir sein."
Die Reaktionen auf den Song waren gemischt, berichtet Martina Schulte. Die einen twitterten "I love it!" oder "Ja, mit so einem tollen Video verändert man die Welt bestimmt zum Besseren". Die österreichische Nachrichtenseite oe24.at lobte #dotheyknowitseurope als "musikalisches Plädoyer gegen nationale Eigenbrötelei".
Für den Spiegel hat Böhmermann "mit einfachsten Mitteln die Aufregung um das Strache-Video genutzt", um die "Sensationsgier umzuleiten auf ein herziges Liedchen für eine große Sache": die Europa-Wahlen am Wochenende.
Positive wie negative Reaktionen
Andere waren eher empört - oder enttäuscht:
Das österreichische Watch-Blog Mimika postete: "Böhmermann lässt Bombe platzen – Nicht!" und schreibt: "Tja, schön an der Nase rumgeführt worden. Keine neue Enthüllungen, keine Skandale, 'nur' ein Musikvideo. Sicherlich gut gemeint, sein persönliches Plädoyer für Europa, doch die Erwartungshaltung war doch weitaus größer."
Der User "Baron von Unfug" schreibt dazu: "All diejenigen, die sich jetzt nach #DoTheyKnowItsEurope so tierisch aufregen, wollen nur nicht akzeptieren, dass sie ordentlich getrollt wurden." Und so ist es. Jan Böhmermann hat mal wieder geschickt mit unserer Erwartungshaltung gespielt.