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"Iss mal was", "Du bist bestimmt magersüchtig", "Du Lauch!": Für ihren Körper ernten einige von uns regelmäßig ziemlich übergriffige Sprüche. In der Ab 21 sprechen wir mit Menschen, die einfach von Natur aus sehr dünn sind.

Auch Nessa bekommt sie immer wieder zu spüren: Die unliebsamen Kommentare über ihren Körper. Sie ist 1,72 m groß und wiegt gerade einmal 48 Kilo. Weil man das Nessa ansieht und weil sie mit einem Body Mass Index von 16,2 als kritisch untergewichtig gilt, wird ihr unterstellt, an einer Essstörung zu leiden. Dabei ist das nicht so.

Johannes Hebebrand ist Leiter der Essener Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Er forscht mitunter zum Untergewicht. Im Gespräch erklärt er uns, warum Menschen wie Nessa von Natur aus dünn sein können, ohne erkrankt zu sein oder regelmäßig Sport zu treiben.

"Jemand der konstitutionell untergewichtig ist hat dieses Untergewicht meist sehr lange. Wohingegen jemand mit einer Esstörung feststellen kann, dass er Gewicht verloren hat."
Johannes Hebebrand, Leiter Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters in Essen

Dumme Sprüche getrieben von Schönheitsidealen

Bei Frauen gilt Dünnsein häufig als das Schönheitsideal schlechthin. Bei Männern ist das in der Regel nicht so. Auch Dominik aus dem Ab-21-Team durfte das schon mehrfach am eigenen Körper erfahren. "Ich glaube schon, dass von einem Männerkörper erwartet wird, dass der breiter und muskulöser ist."

Warum Dominik und andere schlanke Männer argwöhnisch von Teilen ihrer Umwelt wahrgenommen werden, erklärt Christoph May. Er ist Männerforscher und weiß um die Zusammenhänge von Männerbild und Popkultur.

"Wir sind uns oft nicht bewusst, dass dieser Impact von Serien und Filmen auf das gesellschaftliche Unterbewusstsein gigantisch ist."
Christoph May, Männerforscher

Aber was steckt eigentlich hinter den verletzenden Sprüchen? Bekommen sie Männer wie Frauen gleichermaßen? Und lässt sich Skinny Shaming eigentlich mit Fat Shaming vergleichen? Antworten gibt Soziologe Friedrich Schorb, der an der Uni Bremen zur Gewichtsdiskrimierung forscht.

Wissenswertes zum Dünnsein

  • Besonders schlank oder dünn zu sein, galt auch lange Zeit im klassischen Tanz als ideales Körperbild für Frauen. Doch mittlerweile öffnen auch andere Körperformen neue Möglichkeiten für den Ausdruck auf der Bühne.
  • Eine Studie in den USA ergab schon 2018, dass zehn Prozent der befragten Männer eine Störung ihres eigenen Körperbildes aufwiesen. So gingen die Männer davon aus, dass sie zu dick seien und Körpergewicht abnehmen müssten. Einer von drei jungen Männern hatte im selben Jahr zudem eine Diät absolviert. Dabei standen die Diäten in keinem Zusammenhang mit einer diagnostizierten Fettleibigkeit.
  • Übrigens: "Body Shaming" bedeutet laut der Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach, dass vor allem Frauen, aber auch Männer, aufgrund von körperlichen Merkmalen diskreditiert, öffentlich diffamiert und auf körperliche Merkmale reduziert werden.
  • Ob wir dicker oder dünner sind, entscheidet sich nicht nur an den Fitnessgeräten und am Küchentisch. Auch der Grundumsatz, der Kalorienwert, den unser Körper von Haus aus verbraucht, kann sich von Mensch zu Mensch unterscheiden und unser Körperbild beeinflussen.

Lasst euch helfen!

Wenn ihr an einer Essstörung leidet oder ein lieber Mensch oder Familienmitglied daran erkrankt ist, könnt ihr euch an verschiedene Beratungsstellen wenden. Eine Auswahl:

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Shownotes
Bodyshaming
Wer dünn ist, muss nicht gleich an einer Essstörung leiden
vom 20. Oktober 2020
Moderatorin: 
Shalin Rogall
Gesprächspartnerin: 
Nessa Ellesar, wird oft unterstellt, eine Essstörung zu haben
Gesprächspartner: 
Prof. Dr. Johannes Hebebrand, Leiter Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters in Essen
Gesprächspartner: 
Dominik Evers, Ab 21
Gesprächspartner: 
Christoph May, Männerforscher
Gesprächspartner: 
Friedrich Schorb, Soziologe