Natalie Marchewka war selbst an Krebs erkrankt und weiß, wie es ist mit der Krankheit zu leben. Heute hat sie den Krebs überwunden und will anderen helfen.
Natalie Marchewka, auf dem Foto links mit unserer Moderatorin Jenni Gärnter, will Menschen helfen, die an Krebs erkrankt sind. Sie kennt aus ihrer eigenen Erfahrung, wie es ist, die Diagnose, an Krebs erkrankt zu sein, zu bekommen. Die Angst vor der Krankheit, das Leben, das sich der Krebsbehandlung unterordnet. Heute hat sie es geschafft und die Krankheit überwunden.
Eine Hilfe ist, über die Krankheit zu schreiben, über den Alltag mit der Krankheit, und so den Krebskranken viele ihrer Ängste vor der Krankheit zu nehmen und ihnen ein Stück Normalität zurückzugeben. Mit dieser Idee ist Natalie nicht allein. Sie bloggt zusammen mit sechs anderen Frauen, die wie Natalie an Krebs erkrankten. Das Besondere an Blogger4Charity ist, dass die Blogger und Influencer ihre Reichweiten für Aufklärungsarbeit einsetzen.
"Blogger4Charity setzt sich dafür ein, um auf das Thema Krebs aufmerksam zu machen. Es ist halt leider immer noch ein Tabuthema."
Menschen, die mit Krebs nichts zu tun haben, auch nicht in ihrem Umfeld, schieben das Thema ganz weit weg, sagt Natalie. Die 29-Jährige will die Menschen dafür sensibilisieren, dass sie mehr auf ihren Körper achten und früh zum Arzt gehen. Denn das sei sehr wichtig, dass die Erkrankung früh erkannt wird, sagt Natalie, weil dadurch die Heilungschancen steigen.
"Das ist das Wichtigste, dass die Krebserkrankung früh erkannt wird, weil dann hat man Superchancen, geheilt zu werden."
Drei Unterstützerinnen arbeiten mit den Bloggerinnen zusammen: Mia, Marlene und Elisa gehen offen mit ihrer Krankheit um. Gemeinsam mit den Dreien tragen die Blogger4Charity ihre Krankheit nach außen. Die Bloggerinnen beantworten auch viele Fragen wie: "Wo kann ich eine Mammografie machen?" Was viele nicht wissen, sagt Natalie, es gibt ganz viele Busse, die mobil Mammografie anbieten.
"Wir sind so ein bisschen Seelsorger und unterstützen die Leute."
Neben dem Bloggen organisieren die Bloggerinnen auch Events, um Frauen, die akut erkrankt sind, und gesunde Frauen zusammenzubringen, "dass sie einfach einen schönen Tag haben", erklärt Natalie. Wichtig sei es für die erkrankten Frauen, dass sie auch noch schöne und normale Dinge erleben, und nicht immer nur als Kranke wahrgenommen werden. Bei den Events können sie sich dann schminken lassen, Beauty-Stände, Schmuck oder T-Shirts anschauen.
"Die Events sind so ausgelegt, dass sich erkrankte Frauen auch mal wieder als Frau fühlen können und nicht nur die krebserkrankte Person sind. Dass sie einfach mal ihre Sorgen vergessen können."
Natalie ist mit 21 Jahren selbst zum ersten Mal an Krebs erkrankt. Die Nachricht war ein Schock für sie, gerade weil es hieß, man könne ihr nicht sagen, wie weit die Krankheit schon fortgeschritten ist und wie es für sie überhaupt ausginge. Zum ersten Mal hat sie darüber nachgedacht, was wäre, wenn sie sterben würde, was von ihr bliebe. Ihr war klar, dass sie etwas Bleibendes machen wollte, hatte aber keine Ahnung wie.
@kimspiriert gab Natalie die Idee für @blogger4charity
Mit 25 Jahren ist sie wieder an Krebs erkrankt und hat @kimspiriert auf Instagram entdeckt. Und Kim hat Natalie inspiriert. Natalie war beeindruckt von der Art, wie Kim mit ihrer Krankheit umging, mit der Offenheit, mit der sie über die Erkrankung und ihren Alltag erzählte, dass sie selbst unbedingt etwas machen wollte. Eher nebenbei bei zwei Gläsern Wein kam Natalie die Idee zu Blogger4Charity, erzählt die heute 29-Jährige.
"Ich fand es so unfassbar mutig, wie Kim mit ihrer Krankheit umgegangen ist, dass ich mir gesagt habe, ich muss mir unbedingt etwas einfallen lassen."
Kim hat offen über ihre Brustkrebserkrankung geschrieben und viele Menschen konnte sie dabei begleiten. Letztlich ist sie an dieser Krankheit gestorben. Natalie und Kim sind sich nicht mehr begegnet, aber Natalie hat Kontakt zu Kims Freund Chris, der ihr bestätigt, dass beide vieles gemeinsam haben.
"Ich sehe es als meine persönliche Pflicht an, Kims Botschaft weiterzutragen."
In diesem Sinne ist auch der Film "#Fuckcancer" entstanden, in dem Ausschnitte aus Kims Youtube-Videos enthalten sind, in denen sie erzählt, dass eine Fehldiagnose letztlich dazu geführt hat, dass die Krankheit zu spät erkannt wurde. "Ich spreche es immer offen und ehrlich aus: Das hat ihr wahrscheinlich das Leben gekostet", sagt Natalie.
"Krebs kann jeden und in jedem Alter treffen."
Schlimm findet Natalie, dass Erkrankte ausgegrenzt werden. "Ich habe das ja gemerkt, die Haare fallen aus, die Augenbrauen sind weg, man sieht ja auch krank aus", beschreibt sie eine Phase der Erkrankung. Viele Frauen trauen sich dann nicht mehr aus dem Haus, und unter Leute zu gehen. Besser wäre, wenn die Menschen offen auf die erkrankte Person zugehen, sie ansprechen oder einfach fragen, was mit ihnen los ist. "Damit können sie besser umgehen, als mit abwertenden Blicken", sagt Natalie.
Ihr Projekt Blogger4Charity hat inzwischen 12.000 Follower. Über den Erfolg sagt Natalie: "Mein Gefühl ist, dass die Menschen auf so etwas nur gewartet haben."
Mehr über kimspiriert bei Deutschlandfunk Nova:
- Trauer im Netz. Auf Instagram lebt Kim weiter | Kim bekommt mit Ende 20 die Diagnose Brustkrebs. Da ist sie schon eine erfolgreiche Bloggerin und Instagramerin. Unter dem Namen Kimspiriert schreibt sie fortan über ihren Kampf gegen den Krebs - bis sie Silvester 2017 stirbt. Ihr Blog und ihr Instagramprofil bleiben bestehen. Für Kims Familie und ihre Follower, die kimscrew, ist das ein Teil der Trauerbewältigung.