Schwarze Farbe ins Gesicht, um sich als Schwarzer zu verkleiden - diese Idee hatte gerade der französischen Nationalspieler Antoine Griezmann und musste dafür viel Kritik einstecken. Wir haben nachgehakt, was am "Blackfacing" problematisch ist.
Diesen Tweet hat der französische Nationalspieler Antoine Griezmann schon bald gelöscht: Auf einem Foto posierte er in einem Kostüm für eine 80er-Jahre-Party, verkleidet als Basketballspieler samt Afro-Perücke und schwarzer Farbe. Kritik an diesem sogenannten Blackfacing kam prompt von seinen Twitter-Followern.
Blackface: Was ist das Problem?
Sich als Weißer schwarz anzumalen hat vor allem in den USA eine zweifelhafte Geschichte - so machten sich etwa weiße Schauspieler über Schwarze lustig. Als erste Reaktion auf die Kritik wiegelte Griezmann zunächst ab und versuchte sein Kostüm zu erklären: Es sei eine Hommage an ein Basketballteam gemeint, das er verehre. Schließlich aber entschuldigte er sich und löschte alle betreffenden Tweets.
Für Tahir Della von der "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" war Griezmanns Entschuldigung die richtige Reaktion. Wie in seinem Fall gehe es im Kern auch nicht darum, ob jemand bewusst herabgesetzt werden soll. Das zeigen auch vergangene Fälle, in denen manche Promi-Verkleidung daneben ging.
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint
"Die Intention ist meistens nicht rassistisch angelegt, das nehme ich den Menschen gerne ab," sagt Tahik Della. Er sagt aber auch, dass die Menschen schon reflektieren könnten, welche Wirkung ihre Verkleidung habe und wie schwarze Menschen sich dargestellt sehen wollen.
"Es ist weniger eine Frage von Gefühlen, es ist eher eine Frage von 'Ich fühle mich diskriminiert'".
Worum es geht: Das Reduzieren der Menschen auf bestimmte Merkmale, die eben rassistisch angelegt sind, erklärt Tahir Della. "Das ist das Problematische daran". Mit der Hautfarbe werden bestimmte Eigenschaften gleichgesetzt, vieles ins Lächerliche gezogen. Beispiel Karneval: Schwarz anmalen, Perücke, Bastrock, Knochen ins Haar - Für Tahir Della ist klar, das geht auf gar keinen Fall.
"Es ignoriert die Situation, dass schwarze Menschen immer in einer zugespitzten Art und Weise dargestellt werden. Sie werden reduziert auf die Hautfarbe."
Für alle, die sich jetzt fragen, "Wie ist es denn anders herum? Wenn Schwarze sich als Weiße verkleiden?", hat Tahir Della eine Antwort: Zum einen komme dies im Prinzip nicht vor, zum anderen "gibt es eben nicht die Tradition, dass weiße Menschen in dieser Form rassistisch diskriminiert worden sind."
Es geht auch ohne
Als kleiner Selbstest, ob die Verkleidung problematisch ist, hilft es, sich vorzustellen, welche Wirkung sie auf Betroffene hat. Wie fühlst du dich etwa, wenn dir jemand direkt gegenübersteht? Wäre es dir unangenehm? "Das ist insofern ein guter Test, weil Betroffene sich eben in dieser Verkleidungsform auch nicht gesehen fühlen." Und dabei geht es nicht nur um schwarze Menschen, betont Tahir Della, sondern etwa auch um indigene Völker.
"Besser wäre es, von vorneherein auf solche Verkleidungsaktionen zu verzichten", meint Tahir Della. Bei Antoine Griezmann hätte es vielleicht auch geholfen, sich vorab zu fragen, ob Verkleiden wirklich in dieser Form geschehen muss. Retro-Basketballshirt anziehen, Basketball unter den Arm klemmen, so Tahir Della, hätte als Hommage an sein Lieblingsteam vermutlich vollkommen gereicht.
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