Manche Konzerne greifen auf das Wissen Indigener zurück oder sie nutzen Heilpflanzen aus Ländern des globalen Südens. Wenn diese Firmen ihre Profite nicht teilen, dann ist das Biopiraterie. Nach vielen Jahren des Verhandelns soll ein neuer UN-Vertrag nun faire Regeln schaffen.
Der Stevia-Boom ist ein Beispiel für Biopiraterie. Das Süßungsmittel steht auch bei uns im Supermarktregal. Die produzierenden Firmen machen damit Profite. "Allerdings nutzen indigene Völker aus Paraguay und Brasilien die Pflanze schon seit Jahrhunderten", sagt Anne Cuber aus der Nachrichtenredaktion. Von dem Stevia-Geschäft haben sie allerdings nichts.
Die Schweizer Organisation Public Eye zum Beispiel spricht in diesem Zusammenhang von gestohlenen Gütern. Westliche Firmen dürften auf diese Weise nicht ungestraft Geschäfte machen, so Public Eye gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
"Vom Stevia-Boom haben die indigenen Völker nichts."
Viele Länder des globalen Südens fordern, dass sie mindestens an den Profiten beteiligt werden, wenn Unternehmen lokale Ressourcen nutzen. Denn die Länder müssen wiederum für den Schutz ihrer Natur – zum Beispiel ihrer Tropenwälder – Geld ausgeben. Es soll nicht mehr möglich sein, dass ausländische Forschende zum Beispiel eine seltene Pflanze entdecken und daraus ein profitables Medikament entwickeln, das Ursprungsland aber finanziell leer ausgeht.
Heilpflanzen aus Südamerika
Über solche und andere strittigen Fragen wurde lange verhandelt. 20 Jahre hat es gedauert, bis der aktuelle Vertrag fertig war. Dieser soll in Genf unterzeichnet werden. Dort kommen ab heute (13. Mai) rund 1.200 Diplomat*inen und Regierungsvertreter*innen zusammen.
Gastgeber der Konferenz: UN-Agentur WIPO
Die UN-Organisation für den Schutz geistigen Eigentums (kurz WIPO: World Intellectual Property Organization) richtet die Konferenz aus, ihr Sitz ist in Genf. Es geht insgesamt um Patentfragen und eben gezielt um genetische Ressourcen und traditionelles Wissen. Weitere Infos finden sich in englischer Sprache auch bei der WIPO.
Bislang werden Fragen rund um Biopiraterie durch das sogenannte Nagoya-Protokoll geregelt. "Das soll eigentlich regeln, dass Herkunftsländer von zum Beispiel Heilpflanzen an Gewinnen beteiligt werden", sagt Anne Cuber. Doch bislang funktioniert die Umsetzung nicht. Das Verfahren sei kompliziert und eine Überprüfung schwierig. Nur wenige halten sich an die Vorschriften, sagt unsere Reporterin.
"Die Herkunftsländer sollen an Gewinnen beteiligt werden, wenn genetische Ressourcen – Pflanzen oder traditionelles Wissen – für Produkte herhalten."
Der neue UN-Vertrag soll hier Klarheit schaffen. "Firmen sollen künftig, wenn sie ein Patent anmelden wollen, angeben müssen, woher ihr Material stammt", sagt Anne Cuber. Herkunftsländer können dann prüfen, ob die Unternehmen auch wirklich alle Genehmigungen haben und alle nötigen Verträge abgeschlossen haben.
Der Vertrag gegen Biopiraterie wird von Fachleuten als Riesenfortschritt gesehen, so unsere Reporterin. Doch das nächste Problem zeichnet sich bereits ab und das ist nicht im Vertrag geregelt. "Nämlich, dass Pflanzenwirkstoffe gentechnisch so nachgemacht werden, dass man die Pflanze selbst gar nicht mehr braucht", sagt Anne Cuber.
Die Deutsche Presse-Agentur sprach dazu mit dem Geoökologen Axel Pausch. Er empfahl, dass Firmen und Forschungseinrichtungen in einen Topf einzahlen, wenn sie solche genetischen Sequenzen von Pflanzen nutzen. Das Geld könne dann an Länder gehen, die viele genetische Ressourcen haben.