Im Silicon Valley gibt es verschiedene Ansätze, um die eigene Kreativität und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Die Bandbreite reicht von Vitaminen über Hormone, Medikamente, Fasten bis hin zu Drogen und Bluttransfusionen.
Manche nehmen einfach nur Vitamine, andere versuchen es mit Amphetaminen, mit Hormonen oder auch mit LSD in Microdosen. Und dann ist Fasten auch ein sehr beliebtes Mittel, um den Körper und den Geist zu pushen. Das beruht alles nicht auf langfristigen, wissenschaftlichen Studien, sondern Mitarbeiter der Tech-Branche experimentieren hier eher mit dem eigenen Körper.
Die Ziele variieren dabei ein bisschen. Manchen geht es darum, kreativer zu sein, andere wollen ihre Leistungsfähigkeit steigern. Unser Korrespondent Marcus Schuler hat mit dem Arzt Vinh Ngo gesprochen. Der hat eine Biohacking-Praxis und setzt zum Beispiel ein Medikament ein, das bisher Demenzpatienten vorbehalten war. "Das Medikament soll unser Hirn leistungsfähiger machen, weil unsere Synapsen dann schneller stöpseln", erklärt Marcus Schuler.
Nebeneffekte und die exakte Wirkung sind nicht erforscht
In den USA ist das Medikament sogar im Internet erhältlich. Der Arzt sagt: "Hier in den USA ist es ein Ergänzungsmittel. Es hat milde bis starke Effekte. Die genaue Wirkung ist nicht erforscht." Das Mittel erhöhe die Aufnahme von Kalzium in unseren Gehirnzellen und könne so die Wahrnehmung verbessern. Über Nebenwirkungen ist bisher wenig bekannt.
Andere Mittel, die Doktor Ngo verschreibt, sind zum Beispiel Ritalin und Adderall – Medikamente, die üblicherweise für Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) gedacht sind. Bei US-amerikanischen Studenten und bei den Mitarbeitern im Silicon Valley ist vor allem Adderall ein gängiges Aufputschmittel. "Wenn man es dann nimmt, kann man länger wach bleiben und sich besser konzentrieren, aber gerade Adderall soll auch abhängig machen", sagt unser Korrespondent, "viele Leute, die es nehmen, glauben, ohne die Droge nicht mehr richtig denken zu können."
Junges Blut, um den Alterungsprozess zu stoppen
Im Silicon Valley gibt es auch ein Modell, mit dem sehr reiche Menschen meinen, sie können ihren Alterungsprozess aufhalten: mit Hilfe von sogenannten "Blutjungen" oder "Blutmädchen". Die Idee dahinter ist, dass junge, sehr gesunde Menschen – die auch regelmäßig getestet werden, ob sie Drogen nehmen – ihr Blut an reiche, ältere Menschen verkaufen. Die lassen sich das junge Blut dann injizieren und glauben, auf diese Weise den Alterungsprozess aufhalten zu können oder ihn zumindest zu verlangsamen. Bei dieser Methode ist jedoch sogar der Biohacking-Arzt Vinh Ngo skeptisch.
In der Tech- und Start-up-Metropole in den USA nehmen viele Menschen auch härtere Drogen. Kokain, Heroin – alles keine Seltenheit. Suchtberater sagen, das sei ein großes Problem und die Zahl der Menschen, die Drogen nehmen oder Medikamente missbrauchen, habe zugenommen. Gründe dafür seien Stress, der Druck, funktionieren zu müssen und viel zu hohe Leistungsansprüche.
"Stress, der Druck, funktionieren zu müssen und unrealistische Vorstellungen, wie Leistung aussieht - das sind die Gründe, weshalb diese Menschen Drogen nehmen. Sie wollen mithalten können"
Es gibt noch einen Trend im Silicon Valley, den eigenen Körper ein bisschen zu pushen, ganz legal: Fasten. Vor allem ein Konzept für Intervall-Fasten, das von Geoffrey Woo populär gemacht wurde. Woo ist 30 Jahre alt und hat seine erste Million mit einem Start-up verdient. Diejenigen, die sich an das Konzept halten, essen sonntags noch zu Abend. Und die nächste Mahlzeit ist dann das Frühstück am Mittwochmorgen. Woo sagt, am Anfang sei es hart gewesen, mit der Zeit gewöhne sich der Körper jedoch ans Fasten. Er fühle sich dadurch viel wacher und klarer.
- Thomas Schulz über "Zukunftsmedizin" | Die digitale Medizin entwickelt sich rasant. Thomas Schulz beobachtet die Entwicklung im Silicon Valley und hat darüber das Buch "Zukunftsmedizin" geschrieben.
- Intermittierendes Fasten - Hungern mit Ausnahmen | Intermittierende Fasten ist das nächste Große Ding unter den Diäten. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Verena von Keitz über Risiken und Nebenwirkungen des Fastens.
- Gentechnik-Spaß für zu Hause | Biohacking-Kits machen es möglich, zu Hause am Küchentisch an den Genen von Bakterien und Hefen rumzuschnibbeln. Der Erfolg wird nicht sehr groß sein - das Risiko auch nicht.