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Mit neuen gentechnischen Verfahren können wir das Erbgut von Pflanzen gezielt verändern. Doch das ist ethisch umstritten. Welche Argumente gibt es gegen Grüne Gentechnik und worauf basieren sie? Ein Vortrag des Philosophen Christian Dürnberger.

Grüne Gentechnik bezeichnet eine Reihe von Verfahren, mit denen sich das Erbgut von Pflanzen verändern lässt. Mit neuen Methoden, wie der sogenannten Genschere, lässt sich DNA gezielt und genau manipulieren. Aber all diese Verfahren sind heftig umstritten. Warum? Was genau sind die Bedenken, die gegen diese biotechnischen Prozesse vorgetragen werden? Darum geht es in Christian Dürnbergers Vortrag.

"Ob wir Menschen etwas als riskant wahrnehmen, hängt nicht ausschließlich mit wissenschaftlichen Fakten zusammen. Es hängt auch mit wahrgenommener Natürlichkeit zusammen."
Christian Dürnberger, Philosoph

Der Philosoph lehrt Ethik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Um die Frage nach dem Warum zu beantworten, ist er für einen Philosophen erst mal eher untypisch vorgegangen – und zwar empirisch:

Er schrieb Nichtregierungsorganisationen, Umweltverbände und andere Gruppen an und bat sie um ihr Informationsmaterial zum Thema Grüne Gentechnik. Dann ging er die Flyer und Statements sorgfältig durch und identifizierte und sortierte die Argumente.

Drei Arten von Argumenten gegen Grüne Gentechnik

So erarbeitete Christian Grünberger eine Klassifizierung von Argumenttypen gegen Grüne Gentechnik. Demnach gibt es drei Hauptargumentationsmuster:

  • Argumente, in denen es um das Risiko und den Nutzen der neuen Technik geht
  • Argumente, die die sozialen Folgen Grüner Gentechnik thematisieren
  • Argumente, in denen es ganz grundsätzlich um die Beziehung von Mensch und Natur geht
"Unter dem Dach der Grünen Gentechnik-Kontroverse werden grundsätzliche Fragen mitverhandelt, die uns als moderne Technologie- und Wissensgesellschaft umtreiben."
Christian Dürnberger, Philosoph

Gerade die letzte Kategorie ist für Dürnberger philosophisch besonders interessant. Haben wir Menschen das Recht, in die Natur einzugreifen? Bedroht die Natur uns oder bedrohen wir die Natur? Können wir uns einer Pflanze gegenüber moralisch falsch verhalten?

Das sind schwierige philsophische Fragen, sagt Christian Dürnberger. In seinem Vortrag gibt er keine Antworten, sondern erklärt, worüber man zu allererst nachdenken muss, um Antworten finden zu können.

Christian Dürnberger ist Philosoph und Universitätsassistent am Messerli Forschungsinstitut für Mensch-Tier-Beziehung der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Seinen Vortrag "Früchte des Zorns? Moderne Pflanzenzüchtung in gesellschaftlicher Wahrnehmung" hat er am 15. Januar 2025 im Rahmen der Studium Generale Vortragsreihe Grüne Gentechnik - Chancen für Nachhaltigkeit an der Universität Freiburg gehalten. Organisiert wurde die Reihe vom dortigen Centre for Integrative Biological Signalling Studies (CIBSS).

Shownotes
Bioethik
Können wir uns Pflanzen gegenüber moralisch falsch verhalten?
vom 20. März 2025
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Christian Dürnberger, Philosoph, Veterinärmedizinische Universität Wien