Ein Spaziergang durch die Natur oder der Gesang von Vögeln kann uns ins Gleichgewicht bringen und uns regenerieren. Unser allgemeines Wohlbefinden hängt von der Biodiversität unserer Umgebung ab. Doch die ist in Gefahr. Ein Vortrag der Biologin Katrin Böhning-Gaese.
Niemand weiß genau, wie viele Lebensformen es auf der Erde gibt. Geschätzt sind es etwa acht Millionen, Tiere, Pflanzen, Pilze, Algen. Diese Artenvielfalt macht unsere Umwelt aus und prägt unser Leben. Sie sorgt nicht nur dafür, dass das Ökosystem Erde so funktioniert, wie es das tut. Sie trägt auch dazu bei, wie glücklich wir sind.
"Europäer, die in einer Landschaft leben, in der es viele Vogelarten gibt, sind signifikant zufriedener als Europäer, die in verarmten Landschaften leben."
Doch von den acht Millionen Arten, die es auf der Erde gibt, sind eine Million vom Aussterben bedroht. Das schätzt der Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen. Bei uns im Hörsaal erklärt die Biologin Katrin Böhning-Gaese, woran das liegt.
"Wenn irgendwo die Vogelvielfalt um zehn Prozent höher ist, sind die Leute genauso glücklicher und zufriedener, als wenn sie zehn Prozent mehr Einkommen bekommen würden."
Sie erzählt von ihrer Feldforschung am Kilimandscharo in Tansania. Am Hang dieses freistehenden Berges wechseln sich auf dem Weg zum Gipfel verschiedene Klimazonen ab. Deshalb eignet er sich besonders für die Erforschung von Ökosystemen.
Katrin Böhning-Gaese und ihr Team konnten unter anderem zeigen, dass Vögel eine wichtige Rolle als biologische Schädlingsbekämpfer spielen und dass sie essenziell sind für die Verbreitung von Samen. Damit tragen sie entscheidend zur Erhaltung der Artenvielfalt bei.
"Die intensive Landnutzung und der zunehmende Klimawandel verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Wir wissen, dass die Artenvielfalt dramatisch abnimmt. Es ist Zeit zu handeln."
Ein Ergebnis dieser Forschungen: intensive Landnutzung und zunehmender Klimawandel verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung und führen zu einem dramatischen Verlust der Artenvielfalt. Es sei deshalb Zeit zu handeln, sagt Katrin Böhning-Gaese und erklärt in ihrem Vortrag, was wir tun müssen, damit wir einen Planeten haben, der sowohl gut für die Natur ist als auch gut für uns Menschen.
"Die Wirkung der Natur auf unsere eigene Zufriedenheit ist immens."
Katrin Böhning-Gaese ist Biologin, Professorin an der Goethe Universität Frankfurt am Main und Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums. Ihr Vortrag hat den Titel "Ist die biologische Vielfalt verloren? Was wir wissen und was wir tun können." Sie hat ihn am 30. März 2021 in der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main gehalten im Rahmen der Vortragsreihe "Krisen bewältigen" der Polytechnischen Gesellschaft Frankfurt am Main.