Jedes Jahr kürt das Monocle Magazin die lebenswertesten Städte der Welt - und diesmal liegt auf Platz 1 München. Glückwunsch! Und was ist mit den Kleinstädten? Die sind nämlich auch sehr beliebt, zeigt eine Studie.
Die Bertelsmann-Stiftung hat die Studie "Trend Reurbanisierung? Analyse der Binnenwanderung in Deutschland 2006 - 2015" vorgelegt. Darin untersuchen die Forscher, wer wohin zieht innerhalb Deutschlands. Interessanterweise wollen die Menschen nicht mehr nur in die angesagten Städte ziehen, sagt Petra Klug von der Bertelsmann Stiftung.
"Überraschend ist für uns, dass es nicht nur einen Trend in die ganz großen Städte gibt, sondern dass sich der Trend ausgeweitet hat auch auf die kleineren und Mittelstädte."
Berlin, Hamburg, München oder Köln bleiben also beliebt, aber sie bekommen Konkurrenz. Grundsätzlich lässt sich festhalten: Überall da, wo die Infrastruktur gut ist, wollen Menschen leben. Dabei spielen ganz unterschiedliche Bedürfnisse eine Rolle: Für die einen ist es wichtig, dass es eine Hochschule in der Stadt oder Region gibt. Für andere sind Themen wie Kindergarten oder Schule entscheidend.
Für Städte ist eine gute Infrastruktur entscheidend
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Menschen nicht an Orte ziehen, an denen die Infrastruktur so richtig mies ist. Das kann für Städte und Regionen eine Abwärtsspirale bedeuten. Denn wenn der Weggang von Menschen aus einer Region begonnen hat, dann ziehen auch immer weniger Leute dorthin.
Solche Probleme haben vor allem Städte und Regionen in Grenzgebieten in ganz Deutschland, vor allem aber in den neuen Bundesländern. Petra Klug glaubt, dass diese Städte und Regionen Unterstützung der Kreise, Bundesländer sowie vom Bund brauchen, um den Abwärtstrend zu stoppen.
Die Speckgürtel wachsen
Hingegen bleiben Randgebiete von Großstädten weiterhin beliebt. Das zeigt sich zum Beispiel rund um Berlin deutlich. Hier kommt der Faktor Mieten ins Spiel. Denn die hohen Mieten in der Stadt vertreiben die Leute, so Petra Klug.
"Der Speckgürtel um Berlin wird immer größer. Da ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe die hohen Mietpreise im Zentrum von Berlin."
Über die ganz genauen Motivlagen, warum Menschen in Kleinstädte oder an den Speckgürtel ziehen, gibt die Studie keine Auskunft. Der Fokus liegt auf der Binnenwanderung an sich.
Mehr zum Thema bei Deutschlandfunk Nova:
- Von Berlin ins Oderbruch | Axel Hänel hat keine Lust mehr auf den Stress in der Stadt und zieht von in den Oderbruch
- Mietpreisbremse - manchmal funktioniert sie auch | Die Mietpreisbremse sollte regulieren, doch das Instrument hat Schlupflöcher und Mieter trauen sich selten, Zoff mit dem Vermieter anzuzetteln
- Coworking zwischen Scheune und Yoga | Auf einem alten Gutshof in Brandenburg treffen sich Menschen, die Ruhe fürs Arbeiten brauchen