Michelle leidet unter der Angst, in einer Partnerschaft verletzt zu werden. Elisa Valerie hat einen Weg gefunden, damit umzugehen und für den Paartherapeut Eric Hegmann ist Bindungsangst eine Schutzstrategie – mit konkreten Auswirkungen auf die Dating-Praxis.
Mit Bindungsangst kennt Michelle sich aus. Eigentlich wünscht sie sich eine sichere, ehrliche Beziehung, sagt sie. Sie möchte eine Beziehung führen, in der sie keine Angst haben muss. Ihre Angst davor verletzt, betrogen oder verlassen zu werden, hat dazu geführt, dass sie auch schon wegen Lappalien Schluss gemacht. Michelle sagt: "Meine längste Beziehung war zweieinhalb Jahre, viel On-Off." Einige wenige Monate laufe es meist gut, dann gehe es mit der Partnerschaft bergab. Ihr soziales Umfeld bleibe von dieser Instabilität unberührt.
"Ich habe Angst, sobald ich jemanden an mein Herz lasse, dass derjenige Schluss macht und dann mache ich lieber vorher Schluss, bevor ich verletzt werde."
Michele hat bereits in ihrer ersten Beziehung Erfahrungen mit Gewalt und Betrogen-Werden gemacht und sagt: "Ich wurde oft betrogen und belogen. Vielleicht kommt es daher." Heute kann sie sich selbst nicht mehr einschätzen. Sie lebt mit einer Form von Boderline-Störung, die therapeutisch behandelt wird.
Muster der Anziehung
Elisa Valerie lässt sich eigentlich gar nicht erst auf eine bedingungslose Beziehung ein. Das singt sie als Kunstfigur in ihrem Song "Baby". Doch auch im echten Leben ist die Sängerin und Tiktokerin davon überzeugt, dass Anziehung nach Mustern funktioniert.
Grundsätzlich empfindet Elisa Valerie zu große Nähe, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen muss. Ihr hilft es, wenn beide Seiten damit transparent umgehen. Sie sagt: "Ich habe da auch Verantwortungsbewusstsein. Ich würde wollen, dass jemand mir gegenüber sagt, wie er empfindet und was ihm zu viel oder zu wenig ist."
Autonomie macht attraktiv
Elisa Valerie bevorzugt einen bestimmten Typ von Mensch: "Ich finde Leute, die sehr selbständig sind und eine sehr große Autonomie haben, sehr anziehend, weil das mir aufzeigt, dass ich das auch gerne hätte." Die Bindungsangst gehöre dann auf beiden Seiten eigentlich schon zur Beziehung.
Tatsächlich gehören Bindungs- und Trennungsangst zusammen, erklärt Paartherapeut Eric Hegmann. Beides ist nicht diagnostizierbar, sondern sei jeweils eine Schutzstrategie. Dieses Verhalten müsse auch nicht zwingend therapiert werden, findet er.
Er bestätigt, was Elisa Valerie sagt: Menschen mit Bindungsangst suchen tendenziell nach Autonomie und treffen dann kurioserweise häufig auf Menschen mit Verlustängsten, die sich bemühen, besonders deutliche Signale der Offenheit auszusenden. Tatsächlich habe Bindungsangst häufig ihren Ursprung in der Kindheit – das vermutet Elisa Valerie auch.
"Der Mensch mit Bindungsangst entscheidet sich eher für Autonomie, für Freiraum, für Selbstbestimmung."
Nach der Bindungstheorie von John Bowlby und Mary Ainsworth unterscheidet Eric Hegmann vereinfachend vier Bindungstypen:
- Den vermeidenden Typ – die Gruppe der Bindungsängstlichen.
- Den sicheren Typ – die Gruppe derjenigen, die Liebe mit Leichtigkeit geben und empfangen.
- Den ängstlichen Typ – das ist eher die Gruppe der Verlustängstlichen.
- Der ambivalente Typ – die Gruppe, bei der beide Ausprägungen sehr stark sind.
Die letzte Gruppe ist ziemlich klein, sagt Eric Hegman und häufig bereits in der Kindheit von handfesten Bindungsstörungen geprägt worden.
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