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"Beste Bildung ein Leben lang" – so steht es im Koalitionsvertrag der Ampelregierung. Lehrer Bob Blume kennt die drängendsten Probleme und erklärt, wie er das Schulsystem verändern würde.

Im Bildungssystem gibt es große Probleme: mangelnde Digitalisierung, marode Schulgebäude und überholte Unterrichtsmethoden und -inhalte. Vor allen Dingen fehlt es aber an Lehrerinnen und Lehrer.

Nur zwei Kultusminister*innen beim Gipfel

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat deshalb zum Bildungsgipfel eingeladen. Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft sollen darüber sprechen, wie das Bildungssystem verbessert werden kann. Schule und Bildung ist in Deutschland allerdings Ländersache. An dieser Länderkompetenz scheitert bislang die Lösung der Probleme. Zum Gipfel sind von den 16 Kultusminister*innen auch nur zwei dabei –Ties Rabe aus Hamburg und Astrid-Sabine Busse aus Berlin.

"Momentan haben wir es ja wirklich mit einer Mangellage zu tun."
Bob Blume, Lehrer und Autor

Bob Blume unterrichtet Deutsch, Englisch und Geschichte an einem Gymnasium, außerdem beschäftigt er sich als Podcaster und Autor mit Bildungsthemen. Er erklärt, dass die Ansprüche an die Schulen immer größer werden. "Die Digitalisierung ist ein ganz großer Punkt. Es wird erwartet, dass die einzelnen Lehrkräfte das so nebenbei machen", sagt er. Gleichzeitig müssen Lehrende aber auch Verwaltungsarbeit, Konferenzen und Elternarbeit bewältigen und natürlich guten Unterricht machen. "Die Schwierigkeit ist, mit dieser großen Menge klarzukommen", sagt Bob Blume.

Hauptproblem: Lehrermangel beseitigen

Das drängendste Problem aus Sicht von Bob Blume ist der Lehrermangel. "Denn wir wissen, dass die Viertklässlerinnen und Viertklässler massive
Probleme in den grundlegenden Kompetenzen haben. Das ist einfach ein riesiges Alarmsignal", sagt er. Deshalb stellt sich für ihn Frage danach, wie die Politik pragmatisch dafür sorgen kann, dass überall zumindest genügend Lehrkräfte angestellt sind, um Unterricht für die Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten.

"Die Schule brennt!"
Bob Blume, Lehrer und Autor

Bob Blume schlägt vor, ein anderes Bild von Schule zu entwerfen, in der Lehrerinnen und Lehrer in kleinen Teams zusammen mit Systemadministratoren, Psychologen und Didaktikexperten arbeiten, die sich um die Digitalisierung kümmern. Aber er weiß, dass diese Vision derzeit nur Träumerei sein kann.

"Wir brauchen im Prinzip multifunktionale Teams, die in einer Art und Weise zusammenarbeiten können, die dem 21. Jahrhundert auch gerecht wird."
Bob Blume, Lehrer und Autor

Der aktuelle Bildungsgipfel wird auch als "Gipfelchen" belächelt, weil eben wichtige Akteur*innen nicht dabei sind. Er wird auch "Showveranstaltung" genannt. Bob Blume findet das nicht tragisch: "Es ist wichtig, dass sich da Menschen hinsetzen und unsere Bundesbildungsministerin auch sagt: 'Wir müssen zusammenarbeiten'."

Gleichzeitig findet er, dass einfach zu wenig passiert angesichts des desolaten Zustands des Bildungssystems. Eigentlich müsste Bildung zur Chefsache werden. Es reiche nicht, "wenn von 16 Kultusminister*innen nur zwei dabei sind", so Bob Blume.

Die Schwierigkeit der Verantwortung

Bob Blume findet es schwierig, einen Verantwortlichen oder eine Verantwortliche für die Misere auszumachen. Wenn die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger beispielsweise Schülerinnen und Schüler auffordere, für Bildung auf die Straße zu gehen, dann stelle sich die Frage, wer denn eigentlich in die Verantwortung gezogen werden solle?

"Das ist eben kompliziert, weil wir es nicht nur mit einem föderalen System zu tun haben, sondern wir haben es mit einem System zu tun, in dem auch Schulträger, -ämter und Regierungspräsidien mitmischen. Die Verantwortlichkeiten sind auf so vielen Schultern verteilt, dass es nahezu unmöglich ist, einen Ansprechpartner zu finden, bei dem man sagen könnte: 'Du bist jetzt derjenige, der uns den Weg in die Zukunft weist'", sagt er.

"Die schulische Realität hat mit der tatsächlichen Realität immer weniger zu tun."
Bob Blume, Lehrer und Autor

Die Nachrichten, die wir hören, lesen und sehen – unser gesamtes Leben sei geprägt von Digitalität. Das wiederum pralle auf ein Schulsystem, in dem das Smartphone entweder verboten sei oder sich das Problem gar nicht stelle, weil gar kein WLan vorhanden ist, gibt Bob Blume zu bedenken.

"Ich glaube, es muss auch für die Schulen ein Ziel sein, sich dieser Realität anzunähern. Das bedeutet auch, dass man sich – aus meiner Sicht – von Unterrichtsstoffen verabschiedet, die einfach keinen Sinn mehr haben und in eine Richtung geht, in der beispielsweise Demokratieerziehung, soziales Miteinander und eben auch Technik und deren Nutzen zum primären Ziel wird", sagt Bob Blume.

Shownotes
Bildungsgipfel
Wie Lehrer Bob Blume das Schulsystem verändern würde
vom 14. März 2023
Moderatorin: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Bob Blume, Gymnasiallehrer, Autor und Podcaster