Die Bank of England nutzt die Daten von Spotify und Co., um die Stimmung im Land einzuschätzen. Das scheint ziemlich gut zu funktionieren.
Kim Kaivanto ist Wirtschaftswissenschaftler an der britischen Lancaster Universität. Sein Spezialgebiet ist es herauszufinden, wie Empfindungen messbar sind und als Indikatoren für die Wirtschaft dienen können. Und er sagt: Ja, über die Musik-Streamingdienste können wir Rückschlüsse auf die Gemütslage einer Nation ziehen.
"Playlists have potential for informing economists and people who need to know about consumer sentiment about what is really going on in the economy."
Anders als alle Daten, die sich beispielsweise über Befragungen erheben lassen, sind die Playlist-Infos immer aktuell. Es lassen sich sogar Unterschiede von Woche zu Woche und Monat zu Monat feststellen. Daten, wie beispielsweise die Arbeitslosenquote, die ebenfalls monatlich erhoben werden, können damit in Verbindung gebracht werden. Über dieses Data-Mining hat der Chef-Ökonom der Bank of England, Andy Haldane, in einer Rede gesprochen.
Verrät Musik, wie es uns geht?
Kim Kaivanto meint, die Daten der Streamingdienste seien so präzise, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sich sehr detaillierte Hörerprofile erstellen lassen: Ob wir glücklich oder traurig sind, ob wir Geld haben, oder wir einen Kredit brauchen vielleicht - allein auf Grundlage der Musik oder der Podcasts, die wir hören. Im Artikel "Your Spotify history could help predict what's going on with the economy" erklärt er das genauer.
"This is really fine grained data. And in the future we might be able to indentify 50 year old males, such as myself."
Lutz Fahrenkrog Petersen, Musikwissenschaflter und Geschäftsführender Direktor des Deutschen Forschungszentrums für internationale Popkultur, hält das für etwas übertrieben. Dass die gehörte Musik Rückschlüsse auf das Leben einzelner Menschen zulässt, bezweifelt er. Man könne höchstens grob kategorisieren.
"Man hat da vielleicht Plattitüden zur Hand: Diejenigen, die Mainstream Pop hören, die gehen bei H&M und Zara einkaufen. Oder Leute, die ganz schräge Musik hören, die kaufen sich nur Heavy Metal Bekleidung im Onlinevertrieb."
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