Lange hat man angenommen, dass Bienen und andere Insekten nicht schlafen. Stimmt aber nicht. Bienen schlafen, je nach Aufgabe im Volk aber unterschiedlich.
Honigbienen sind fleißig: Sie ernten Tag für Tag den Nektar Hunderter Blüten, produzieren Honig, säubern ihren Bienenstock und kümmern sich um ihren Nachwuchs. So viel Fleiß kann müde machen.
Für lange Zeit hat man Insekten wie ihnen aber nicht zugetraut, auch mal zu schlafen. Bis Anfang der 1980er-Jahre ist die Wissenschaft davon ausgegangen, nur Wirbeltiere – besonders Säugetiere und Vögel – wären in der Lage zu schlafen.
Dass diese Annahme falsch war, konnten die Forschenden Walter Kaiser und Jana Steiner-Kaiser 1983 über Nervenaktivitätsmessungen im Gehirn der Bienen nachweisen. Die zeigten: Bienen wissen auch, wie schlafen geht.
Entspannt die Fühler hängen lassen
Dafür bleiben sie entweder auf der Stelle sitzen und lassen ihre Fühler hängen. Oder sie klemmen sich mit ihrem Kopf und Hinterteil zwischen zwei Waben im Bienenstock. So können ihre Fühler und Beine entspannt nach unten baumeln. Bis zu 30 Minuten kann eine Biene in dieser Position schlafen.
An ihrem Hinterteil zeigt sich, ob die Biene schläft oder wach ist. Im Wachzustand wippt sie ihr Hinterteil schnell auf und ab, um Sauerstoff in ihre Tracheen zu pumpen. Die Tracheen sind ein System aus verzweigten Röhren, das ihrer Atmung dient. Wenn die Biene schläft, braucht sie wiederum weniger Sauerstoff, also bewegt sie auch ihr Hinterteil weniger.
"Man kann am Hinterleib erkennen, ob eine Biene schläft oder nicht."
Neuere Erkenntnisse wie diese hat der Bienenforscher Jürgen Tautz und sein Team von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vorangetrieben. Dafür haben sie das Verhalten der Bienen in ihrem Bienenstock mithilfe von Kamera-, Sensor- und Messtechniken beobachtet. Das Überwachungssystem heißt Honeybee Online Studies (kurz: Hobos) und ist auch eine Lern- und Lehrplattform im Netz.
Honigbienen schlafen unterschiedlich
Wie und wann eine Biene schläft, gibt ihre Aufgabe im Bienenstock vor. Ist sie noch jung, zählt sie zu den Arbeiterinnen im Bienenstock und reinigt die Waben, versorgt den Nachwuchs und die Königin, produziert Wachs und baut ihn ab. Sie schläft mehrmals am Tag und auch in der Nacht in den leeren Zellen der Waben, die nahe am Zentrum des Bienenstocks sind.
Wird die Biene älter, wechselt sie ihre Aufgabe und ist eine Sammelbiene. Ihr Job ist es, draußen Nektar und Pollen einzusammeln. Sie hat einen klaren Tag-Nacht-Rhythmus und schläft gerne nachts. Dafür sucht sie sich einen Platz außerhalb der Zelle, näher am Rand der Waben. Die Sammelbienen haben eine kürzere Schlafenszeit.
"Je älter eine Biene wird, desto weniger schläft sie."
Forschende gehen bislang von drei Annahmen aus, warum eine Biene überhaupt schläft:
- Im Schlaf regeneriert sich ihr Organismus.
- Sie schläft, um Energie zu sparen.
- Im Schlaf kann ihr Gehirn wichtige von unwichtigen Informationen trennen und wird nicht überladen.
Was die Forschenden hingegen wissen: Ohne Schlaf kann eine Biene nicht mit ihren Artgenossinnen kommunizieren oder von ihnen lernen. Ist sie müde, kann sie den anderen zum Beispiel nicht mehr über ihren Tanz zeigen, wo sie guten Nektar finden.