Die Bibliothek der Dinge hat wenig mit Büchern zu tun: Hier gibt es Hunderte Gegenstände zum Ausleihen. Das spart Geld und Ressourcen.
Eine Bohrmaschine, ein Surfbrett oder einen Reisekoffer brauchen die meisten Menschen vermutlich nicht jeden Tag. Den Großteil ihrer Zeit stehen die Gegenstände dann irgendwo zu Hause herum und verstauben. Andere haben vielleicht keine Bohrmaschine, brauchen aber eine für das nächste Wandregalprojekt.
Diese beiden Lebensumstände, Dinge zu besitzen, die wir nur selten brauchen, oder Dinge nur einmal zu brauchen, die wir aber nicht haben und auch nicht kaufen wollen oder können, haben bereits in anderen Bereichen zu erfolgreichen Dienstleistungen der Sharing Economy, der Ökonomie des Teilens geführt. Nur ein Beispiel: Carsharing.
Dinge und Wissen teilen
Najine Ameli hat ihre Doktorarbeit über Sharing Economy geschrieben. Aus dieser Idee, Gegenstände miteinander zu teilen und auch Wissen, ist die Bibliothek der Dinge entstanden, die sie mitgegründet hat.
"Ich muss nicht für zehn Menschen zehn Bohrmaschinen haben, sondern kann eine Bohrmaschine durch alle Hände gehen lassen."
Ausleihen statt Kaufen - auf dieser Idee baut die Bibliothek der Dinge in Bochum auf, die dort einfach "Bib der Dinge" genannt wird: In einer großen Lagerhalle am Stadtrand werden rund 2000 Gegenstände wie Werkzeuge, Musikinstrumente, Gesellschaftsspiele oder Kochequipment geordnet bereitgestellt. Alle Gegenstände sind Spenden, die jede und jeder ausleihen darf.
Nachhaltiges Konzept
Das spart Geld und Ressourcen und ist somit ziemlich nachhaltig. Zu diesem Konzept passt auch das Repair Café, das Teil der Bibliothek ist. Aber es werden auch Workshops zu Themen wie Nähen, Siebdruck oder Holzarbeiten angeboten.
"Wir haben uns für Spritzgebäck einen Plätzchenteigwolf ausgeliehen. Wir haben eine kleine Wohnung, deswegen haben wir nicht genug Platz für diese Sachen. Umso froher waren wir, dass wir es hier entdeckt haben."
Wer in der Bibliothek etwas ausleihen möchte, braucht ein Nutzerkonto. Dafür wird eine Gebühr von 100 Euro im Jahr fällig. Studierende und Menschen, die Sozialhilfe beziehen, zahlen die Hälfte.
Die Bibliothek der Dinge arbeitet mit der Bochumer Stadtbibliothek und dem Asta der Uni zusammen. Alle, die sich etwas bestellen möchten, können sich den Gegenstand auch in die Innenstadt oder auf den Uni-Campus liefern lassen.
In der Online-Ausleihe sehen die Nutzer*innen, welche Dinge es gibt und was gerade verfügbar ist. Damit alle Gegenstände katalogisiert und ordentlich in der Halle aufbewahrt werden, helfen Ehrenamtliche.
Die "Bib der Dinge" ist in Bochum im vergangenen Jahr an den Start gegangen. Die Zahl der Nutzerkonten ist dreistellig. Für Najine Ameli ist das ein Konzept mit Zukunft. Sie sieht das Projekt als einen Baustein an für eine nachhaltige Gesellschaft.
Unser Bild zeigt die Lagerhalle der Bib der Dinge in Bochum.