70 Jahre lang war Bhumibol König von Thailand. Vor einem Jahr ist er im Alter von 88 Jahren gestorben. Bis heute haben viele Thailänder deshalb Schwarz getragen. In Bangkok haben die pompösen Beisetzungsfeierlichkeiten begonnen. Doch die sind auch ein Ablenkungsmanöver.
Die Beisetzungsfeierlichkeiten von Bhumibol Adulyadej, auch König Rama IX. genannt, sind pompöser als alles, was Thailand bisher gesehen hat. Die Zeremonie erstreckt sich über fünf Tage und kostet circa 76 Millionen Dollar. Der Höhepunkt ist die Einäscherung des Königs an diesem Donnerstag (26.10.17).
"Und zwar in einem goldenen Krematorium, das extra dafür gebaut wurde. Der Sarg von Bhumibol wird auf einem 50 Meter hohen Scheiterhaufen verbrannt, den Künstler verziert und gestaltet haben."
Über 250.000 Menschen werden zur Prozession erwartet. Viele haben schon die vergangene Nacht bei Gewitter draußen ausgeharrt, um sich einen guten Platz zu sichern, sagt Rahel.
Handy, Fotos machen oder Huldigungsgesänge sind bei der Zeremonie nicht erlaubt, stattdessen ist Stille und auch der Kniefall erwünscht.
Für Kritik am König droht der Knast
Das Bhumibol erst ein Jahr nach seinem Tod beigesetzt, wird hat verschiedene Gründe: "Bei Königen dauert das in Thailand immer etwas länger. Aber dieses Mal musste ja noch das Krematorium gebaut werden", sagt Rahel. Das hat rund zehn Monate gedauert. Außerdem wollte man dem Volk Gelegenheit geben, dem König die letzte Ehre zu erweisen – und das haben viele getan: Über 12 Millionen Thailänder sind im Jahr der Trauer zum Palast gepilgert.
"Könige gelten in Thailand als Inkarnation des Hindugottes Vishnu und werden zum Teil wie Halbgötter verehrt."
Doch es gibt auch Kritik am Königshaus. Nur wird die nicht öffentlich geäußert: "Es gibt in Thailand ein ganz strenges Gesetz, das drakonische Strafen vorsieht, wenn du dich negativ über den König äußerst oder ihn kritisierst", sagt Rahel. Und dafür drohen mehrere Jahre Knast.
Die große Zeremonie zur Beisetzung des verstorbenen Königs hat aber noch einen anderen Zweck, sagt Oliver Pye vom Institut für Asienwissenschaften an der Uni Bonn: Sie soll kaschieren, dass Thailand seit 2014 eine Militärdiktatur ist.
"Damit kann man im Grunde ablenken, weil man sagen kann: Das Wichtigste ist, dass wir alle Teil sind, dass wir unseren König lieben."
Neuer König wird dessen einziger Sohn
Die Nachfolge als König wird Königssohn Maha Vajiralongkorn antreten, der völlig anders als sein Vater agiert. Lebte Bhumibol eher bescheiden und hat sich für wohltätige Zwecke engagiert, fällt Vajiralongkorn vor allem durch seinen ausschweifenden Lebensstil auf.
Das macht Vajiralongkorn bei seinem Volk sehr unbeliebt. Aber auch dem Militär gefällt das Image nicht:
"Eigentlich lautet der Deal: Das Militär stützt den König. Das Militär braucht den König und dessen Beliebtheit aber auch, um das Volk bei der Stange zu halten."
Vajiralongkorn schwächt natürlich dieses ganze System. "Es wird sich zeigen, ob das vielleicht dazu führt, dass sich die anderen, die demokratischen Kräfte, irgendwann durchsetzen. Oder ob das Militär das Volk dann mit Gewalt quasi auf Linie hält“, sagt Rahel.
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