Cäcilia und Michael sind nach einem Jahr Beziehung zusammengezogen, haben aber getrennte Schlafzimmer. Für eine Beziehung kann sowas durchaus gut sein, meint die Sexologin, Autorin und Podcasterin Ann-Marlene Henning.
Im ersten Jahr ihrer Partnerschaft haben Cäcilia und Michael eine Fernbeziehung geführt. Mitunter haben sie teils einen Monat am Stück im WG-Zimmer von Michael gelebt, erzählen sie. Beide wissen also sehr genau, wie es ist, sich ein gemeinsames Zimmer und Bett zu teilen.
Das eigene Schlafzimmer als Rückzugsort
Inzwischen teilen sie sich eine gemeinsame Wohnung, die zugleich auch ihr Arbeitsplatz ist. Beide sind Content Creator von Beruf. Für ihren Job brauchen sie viel Platz, kreativen Freiraum und die Möglichkeit eines eigenen Rückzugsorts, sagt Cäcilia.
"Das tut der Beziehung gut, wenn du einen gewissen Rückzugsort hast."
Die meisten Nächte schlafen beide trotzdem zusammen in einem Bett – häufig bei Michael, weil er das größere Zimmer hat, verraten sie. Doch die Möglichkeit, mit einem eigenen Schlafzimmer jederzeit einen Rückzugsort haben zu können, tut ihrer Beziehung gut und erlaubt auch eine gewisse Flexibilität in stressigen Phasen, ist Michael überzeugt.
Geteilte Reaktionen auf Social Media
Für Cäcilia und Michael ist ihre Form des Zusammenlebens zwar frei von gesellschaftliche Regeln oder Dogmen, aber auch keine besondere Sache. Für ihre Beziehung funktioniere es so halt am besten. Die finanziellen Voraussetzungen, sich zwei Schlafzimmer leisten zu können, müssen natürlich gegeben sein.
"Das ist ja nur eine Freundschaft plus oder eine WG in einer Beziehung" – auf Social Media habe es teils sehr negative Reaktionen auf ihr Wohnmodell gegeben. Teilweise hat das beide überrascht und auch schockiert, sagt Cäcilia.
"Ich bin superhappy mit der Wohnsituation. Und wenn man auch so eine offene Art hat, dann können wir es nur jedem empfehlen."
Viele Menschen, die in den Kommentaren etwas Negatives geschrieben haben und so ein Modell für sich kategorisch ausschließen, hätten selbst keine eigenen Erfahrungen in der Sache. Darum könnten sie sich auch nur schlecht ein Urteil bilden, meint Michael. Mit ihrer Wohnsituation ist das Paar nach wie vor ziemlich happy.
In der Ruhe liegt die Kraft
Ein großer Fan von getrennten Schlafzimmern ist auch die Sexologin, Autorin und Podcasterin Ann-Marlene Henning. Auch sie hat zu Hause getrennte Schlafzimmer, verrät sie über ihre eigene Wohnsituation.
"Wenn wir nicht getrennte Schlafzimmer hätten, wären wir auch nicht zusammen. Ich wäre zu einer Verrückten geworden."
Guter Schlaf ist für unser Wohlbefinden essenziell, sagt die Sexualtherapeutin. Getrennte Zimmer schützen beispielsweise gut vor laut schnarchenden Menschen, die eine Partnerschaft hart auf die Probe stellen können, weiß Ann-Marlene Henning aus eigener Erfahrung.
Positive Effekte auch auf das Sexleben
Die Sorge mancher Paare, dass getrennte Schlafzimmer das Ende der Beziehung einläute, wie Ann-Marlene Henning sie aus der Praxis kennt, sei unbegründet. Wichtig sei, dass Menschen über Bedürfnisse kommunizieren - das gelte für den Wunsch nach gutem Schlaf genauso wie für sexuelle oder sonstige Bedürfnisse in einer Beziehung.
"Wenn ich das Bedürfnis habe, eine Umarmung oder Sex haben zu wollen. und es passiert einfach nicht, dann muss ich das Bedürfnis aussprechen."
Gerade im sexuellen Bereich könne die Trennung von Schlafzimmern oft Positives bewirken – zum Beispiel mit einer konkreten Verabredung oder Einladung. Wenn etwa eine Verabredung für Donnerstag stehe, dann wisse man etwa auch: Dienstag und Mittwoch muss ich mir keinen Druck machen. Und das könnte entspannen: "Das ändert komplett das ganze Programm", sagt die Sexologin.
Das mache es für Menschen oft einfacher, in Stimmung zu kommen. Abgesehen von Sex
könne es auch sein, dass wir durch getrenntes Schlafen den Hautkontakt,
das Kuscheln und Schmusen mit der Partnerin oder dem Partner wieder
viel mehr wertschätzen und vermissen.
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- Cäcilia und Michael haben getrentte Schlafzimmer
- Ann-Marlene Henning, Psychologin und Sexualtherapeutin