Nicht zu verzeihen kann sich wie eine Last anfühlen. Wie wir uns selbst überwinden und woran man überhaupt merkt, dass man verziehen hat, klären wir in dieser Ab 21.
Verzeihen kann auch für uns selbst, die wir verzeihen, befreiend wirken.
Der Weg zum Verzeihen beginnt immer bei einem selbst, sagt die Berliner Paarberaterin Anna Holfeld. Es gibt meistens einen Anteil, den man selbst trägt am Ereignis, das es zu verzeihen gilt.
"Es geht darum sich selbst zu vergeben und zu verzeihen. Sich zu fragen Was ist mein Anteil daran gewesen, wie es abgelaufen ist? Was ist mein Part und mein Learning?"
Wenn man einen Konflikt mit einer anderen Person hat, ist es immer gut, sich den Konflikt auch aus deren Sicht vorzustellen, um Verzeihung zu bitten und zu versuchen sich in die andere Person hineinzuversetzen. Der Satz "Verzeih mir, bitte" sagt dabei übrigens schon viel mehr aus als ein einfaches "Entschuldigung".
"Sich zu entschuldigen heißt, da war eine Schuld. Besser ist es "bitte verzeih mir" zu sagen, also jemand anderen konkret um einen Akt zu bitten. Hier geht es um Nachsicht, um Verständnis und Verzeihung eher als um Schuld."
Zwei Wege zu vergeben
Lena und Sofia machen zusammen den Podcast "Stadt Land Mann". Sie haben unterschiedlichen Menschen verziehen.
Lena wurde nach acht Jahren Beziehung, kurz nach ihrer Hochzeit, verlassen, weil sich ihr Mann in andere Frau verliebt hat. Lange hat Lena nicht gebraucht darüber hinwegzukommen. Sofia hingegen konnte einem Elternteil über ein Jahrzehnt nicht verzeihen, nachdem sie sich lange ungewollt gefühlt hatte.
"Es hat mich 15 Jahre lang belastet, irgendwann habe ich aber gemerkt, dass es nachlässt. Da ist so eine Wut und so eine Enttäuschung, aber was hab ich letztendlich davon?"
In dem Moment, in dem wir jemandem nicht vergeben, erhalten wir eine negative emotionale Bindung aufrecht - eine Art Bann. Wollen wir befreiter leben, tun wir uns also auch selbst einen Gefallen, wenn wir die Vergangenheit irgendwann loslassen.
Wissenswertes zum Verzeihen
- Vergeben ist gut für unsere Gesundheit. Das haben Forscher des Luther College in Iowa herausgefunden. Wenn man vergibt, löst man eine emotionale Verbindung zwischen emotionalem Stress und gesundheitlichen Problemen. Es wird davon ausgegangen, dass verletzte Gefühle und Enttäuschungen als enorme körperliche Belastung empfunden werden.
- Zu vergeben hat wohl noch mehr positive Effekte auf uns, sagt eine groß angelegte Studie der Harvard Uni. Wer vergeben kann, ist weniger für Depressionen und Ängstlichkeit anfällig und fühlt sich häufiger glücklich und trinkt sogar weniger Alkohol.
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