Eine schöne Zeit zusammen, aber keine Verpflichtungen: Bei einer Situationship ist unklar, wohin der gemeinsame Weg gehen soll. Gerade deshalb kann es so wehtun, wenn sie beendet wird.
Ein typisches Szenario: Ihr habt euch vor fünf Monaten bei einer Dating-App kennengelernt, die Dates sind total intensiv. Ihr könnt so gut miteinander reden, der Sex ist toll. Als du krank warst, hat er dir Nasenspray vorbeigebracht. Du kennst einige seiner engsten Freunde. Aber: Ob er genauso verliebt ist wie du – darüber habt ihr irgendwie noch nicht gesprochen. Und wenn du fragen willst, ob ihr exklusiv seid, blockt er ab.
"Es gibt keine klar kommunizierten Zukunftsaussichten zwischen den Partnern, es ist aber auch mehr als ein gelegentliches Daten."
Willkommen in der Situationship! Oder, wie Paartherapeutin Vera Matt sagt: In einer undefinierten Beziehung, in der nicht klar ausgesprochen wird, wohin der Weg geht: "Es gibt keine klar kommunizierten Zukunftsaussichten zwischen den Partnern, es ist aber auch mehr als ein gelegentliches Daten. Es ist nicht mit diesen formalen Verpflichtungen einer Beziehung einhergehend. Und trotzdem ist es halt mehr als was total Loses."
Schwierig: Unterschiedliche Erwartungen
Das kann funktionieren, wenn beide mit dieser unklaren Situation einverstanden sind – und sich keine heimlichen Hoffnungen machen, dass es doch eine ernsthafte Beziehung werden könnte. Schwierig wird es dann, „wenn der eine eine lockere Situationship leben möchte und der andere aber emotional investiert und eine Bindung entwickeln will und alles dafür tut. Auch wenn es kein formelles Etikett hat oder nie drüber gesprochen wurde“, erklärt Vera Matt.
Viele offene Fragen nach dem Ende der Situationship
Wenn dann die Situationship von der einen Seite beendet wird, dann kann das richtig wehtun. Das gilt auch dann, wenn man sich erst seit ein paar Monaten kennt. Das kann daran liegen, dass es keinen richtigen Abschluss gab, dafür aber viele offene Fragen gibt, sagt die Paartherapeutin: "Die Unklarheit darüber, was die Beziehung eigentlich bedeutet hat. Die Unsicherheit, ob die eigenen Erwartungen vielleicht völlig falsch waren. Oder ob man den anderen vielleicht völlig falsch verstanden hat. Und dann bleibt Enttäuschung und Verwirrung zurück, wenn die Beziehung endet."
"Dann entstehen neben den geplatzten Träumen und Hoffnungen riesengroße Selbstzweifel."
Vera Matt sagt, das Ende einer Situationship ist, wie wenn eine Seifenblase platzt. Und das kann auch deswegen so weh tun, weil es vielleicht eigene Unsicherheiten verstärkt: "Weil sich dann die Person immer wieder fragen kann, warum die Beziehung nicht in eine festere Beziehung übergegangen ist. Was man falsch gemacht hat, was man zu viel gemacht hat, was man zu wenig gemacht hat. Und dann entstehen neben den geplatzten Träumen und Hoffnungen riesengroße Selbstzweifel."
Weniger Support aus dem Umfeld
Was man bei einer Situationship auch nicht vergessen darf: Es kann sein, dass man weniger Support aus der Familie oder von den Freund*innen bekommt, sagt die Paartherapeutin Vera Matt. Weil es doch klar war, dass das so zu Ende geht. Oder vielleicht wissen sie auch gar nichts davon.
"Eine Langzeitbeziehung hat ein total verflochtenes Leben. die Familien, das Wohnen, die Finanzen, die gemeinsamen Freunde."
Wenn eine Situationship zu Ende geht, dann kann das sehr wehtun. Aber: Es ist anderer Schmerz als bei einer langen Beziehung, findet Vera Matt. Trennt sich ein Paar nach einer festen Beziehung, platzt nämlich ein ganzes Lebenskonzept: "Das ist ja gewachsen. Und wenn das auseinanderbricht, dann bricht deutlich mehr weg als bei einer Situationship."
Reden hilft
Aber was tun in so einer Situationship, wenn man Angst ums Herz bekommt? Paartherapeutin Vera Matt rät: "Der erste Schritt ist, für sich im stillen Kämmerlein die Erwartungen zu überlegen. Und sich zu überlegen: Wo bin ich gerade, was mache ich da und was will ich. Und dann mit dem anderen darüber zu reden und rauszufinden, ob die Dynamik dieselbe ist." Auch wenn es ein bisschen Angst macht: Reden hilft.