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Mit dem Handy bezahlen ist nichts Außergewöhnliches mehr. Stellt euch vor, ihr braucht aber nicht mal mehr das. Es würde reichen, die eigene Hand im Supermarkt auf einen Scanner zu legen, und schon ist der Einkauf bezahlt. Genau das testet jetzt Amazon.

Mit dem individuellen Muster der Hand bezahlen, das ist im Grunde ganz ähnlich wie Bezahlen mit dem Fingerabdruck, per Gesichtsscan oder Augenscan, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Konstantin Köhler. Es geht hier darum, unverwechselbare, biometrische Daten zu nutzen, um eine Person zu identifizieren.

Dass Amazon daran Interesse hat, dürfte nicht verwundern. Das Unternehmen verfolgt dabei zwei Ziele:

  • Einkaufen im Supermarkt vereinfachen, was langfristig Kundinnen und Kunden gut finden dürften. Es geht hauptsächlich ums Bezahlen in stationären Läden, die Amazon neben dem Online-Geschäft ebenfalls betreibt.
  • Eindeutig die Kundin oder den Kunden identifizieren und wissen, was wer wann wo einkauft, um das Kundenprofil Stück für Stück zu vervollständigen.

Zusammenarbeit mit Kreditkartenunternehmen

Laut Wall Street Journal verfolgt Amazon den Plan, mit Kreditkartenunternehmen wie Visa und Mastercard zusammenzuarbeiten und die Handfläche mit einer Kreditkarte zu verbinden. Sollte Amazon die Handvenenscans nicht nur in eigenen Geschäften einsetzen, sondern auch bei Drittanbietern, dann wäre Amazon auf einen Schlag nicht mehr nur ein riesiger Offline- und Online-Shop, sondern plötzlich auch ein Zahlungsdienstleister.

Paradiesische Zustände für eifrige Datensammler wie Amazon, das dann auch mitbekommen würde, was die Kunden bei der Konkurrenz kaufen.

Falten, Venen, Weichgewebe, Knochen für den biometrischen Abdruck

Beim Handvenenscan legt eine Kundin ihre Hand auf einen Scanner. Erfasst werden dabei Falten in der Hand, Venen, Weichgewebe und sogar Knochen. Und wenn die Daten zum Beispiel mit einer Kreditkarte verbunden sind, dann könnte am Ende tatsächlich ein kurzes Handauflegen reichen, um den Einkauf zu bezahlen. Vielleicht noch in Kombination mit einer kurzen Sicherheitsabfrage per PIN oder Ähnlichem.

In Deutschland ist das Bezahlen mit biometrischen Daten noch in der Testphase, in einer Filiale der Supermarktkette Rewe können Kundinnen und Kunden zum Beispiel per Fingerabdruck ihre Rechnung begleichen. In China geht das in einigen Fast-Food-Ketten schon per Gesichtsscan und in vielen anderen Ländern gibt es weitere Projekte. Flächenmäßig durchgesetzt hat sich die Technologie allerdings noch nicht.

"In jedem Land gibt es Pilotprojekte zum Bezahlen mit biometrischen Daten, aber flächenmäßig durchgesetzt hat sich das noch nicht."
Konstantin Köhler, Netzreporter

Zum Thema Sicherheit: Es gibt kein Verfahren, das nicht geknackt werden kann. Gesichtserkennung, Fingerabdruck, Irisscanner, Handvenenscanner sind alle schon geknackt worden. Sollten die Verfahren allerdings mit einer zweiten Sicherheitsstufe kombiniert werden, etwa der Eingabe einer PIN oder Telefonnummer, könnten die Scan-Verfahren als ausreichend sicher bezeichnet werden.

Akzeptierte Unsicherheit: Bezahlen mit Karte und Unterschrift

Davon abgesehen akzeptieren wir heute schon eine recht große Unsicherheit: Immer dann wenn wir beim Bezahlen mit EC-Karte oder Kreditkarte nur unterschreiben. Ein Verfahren, das keine große Sicherheit bietet, wenn wir bedenken, wie leicht wir unsere Karte verlieren können.

Shownotes
Handvenenscanner
Mit der Hand bei Amazon bezahlen
vom 21. Januar 2020
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Reporter