Bäume erfüllen essenzielle Funktionen für unser Leben in der Stadt. Sie kühlen die Luft, spenden Schatten und sind Lebensraum für Tiere. Junge Bäume brauchen bei Trockenheit unsere Hilfe, damit sich ihr Wurzelwerk entwickelt.

Jungbäume in der Stadt brauchen unsere Hilfe. Aufgrund der sich ändernden Klimabedingungen fehlt ihnen Wasser. In den ersten Jahren brauchen sie regelmäßig bis zu 100 Liter Wasser, damit ihr Wurzelstamm tief in die Erde wandert und sich dort ausbildet. Wenn sich das Wurzelwerk ausgebildet hat, können sich Bäume selbst mit Wasser aus tieferen Bodenregionen versorgen.

"Von einer handelsüblichen Gießkanne für den Garten mit 10 Liter Volumen braucht ein Jungbaum zehn volle Kannen – also etwa 100 Liter."
Martin Schütz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Gießen ist Sport

Dabei gilt das Motto: lieber klotzen statt kleckern. Ein Jungbaum sollte nicht jeden Tag mit einer geringen Wassermenge begossen werden. Stattdessen einmal in der Woche, aber dann richtig. Dabei sollten wir "das ganze Erdreich vollständig tränken, auch das Umfeld, damit die Wurzeln einen Anreiz haben, in die Tiefe zu wachsen und sich dann die tieferliegenden Wasserspeicher zu erschließen", sagt Martin. Irgendwann ist das Gießen dann nicht mehr nötig.

Was bewirken Wassersäcke an Bäumen

Der Baumschutzexperte des BUND, Christian Hönig, weist darauf hin, dass Gießsäcke – wie wir sie immer häufiger an Stadtbäumen sehen – Sinn machen. Er sagt: "Durch so einen Wassersack kommt das Wasser genau dahin, wo der Baum es braucht – am Wurzelbein. Viel mehr Wurzeln haben die in diesem Stadium gar nicht. Die Wassersäcke liefern das Wasser genau dorthin ab."

Die Säcke sollten Bäume aber maximal in den ersten drei bis fünf Jahren nach der Pflanzung unterstützen, weil sie das Wasser oberflächennah abgeben. Christian Hönig sagt: "Das Wasser kommt immer nur in kleinen Tröpfchen an und geht auch nicht in die Tiefe."

Eine Alternative zu den Wassersäcken ist ein Gießrand. "Städte setzen da so eine Plastik-Kante, die rund um den Baum eingegraben wird. Dadurch entsteht so eine Art Wasser-Behälter", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz. Der Vorteil ist, dass das Wasser dabei breiter um die Wurzel herum angegossen werden kann. Und nicht nur entlang des Stamms fließt.

"Eine Alternative zu einem Wassersack an Bäumen ist ist ein Gießrand. Städte graben rund um den Baum so eine Plastik-Kante ein. Der Vorteil ist, dass das Wasser breiter um die Wurzel herum angegossen werden kann."
Martin Schütz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Ältere Bäumen sind wertvoll für das Mikroklima

Ältere Stadtbäume müssen wir nicht mehr so sehr mit Wasser versorgen, weil sie sich den Boden schon so weit erschlossen haben, dass sie auf viele Wasserquellen zugreifen können. Die älteren Bäume sind besonders wichtig für unser Leben in Städten, weil sie über die Wasserverdunstung aus den Blättern das Mikroklima regeln. Die Kühlwirkung von Linden steigt übrigens mit ihrem Alter.

Die österreichische Zeitung Standard rechnete mal nach, wie sehr die Kühlwirkung von Linden mit dem Alter steigt. Demnach verdunstet eine zwanzig Jahre alte Linde 32 volle Badewannen Wasser über ihre Blätter. Bei einer 80 Jahre alten Linde sind es 320 Badewannen.

Unser Reporter verdeutlicht es an einem Beispiel: "Der junge Baum kühlt wie 21, der alte wie 208 Kühlschränke." Das zeigt, wie wichtig es für unser Stadtleben ist, dass alte Bäume nicht gefällt werden. Um einem alten, großen Baum bei Hitze aber Wasser zuzuführen, müssten wir es in einem Umkreis von dessen Baumkrone verteilen. Das funktioniert in den meisten Städten nicht, weil da viel Fläche versiegelt ist.

Shownotes
Richtig gießen
Ein junger Baum braucht bis zu 100 Liter Wasser am Tag
vom 04. Juli 2023
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova