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Die Major Baseball League in den USA hat einen Smartwatch-Skandal: den Boston Red Sox wird vorgeworfen, die geheimen Handzeichen, mit denen sich Pitcher und Fänger der New York Yankees verständigt hatten, ausspioniert und dann per Smartwatch an die eigenen Spieler weitergegeben zu haben.

Der Vorwurf kommt vom Gegner der Sox, den New York Yankees selbst. Denen ist das aufgefallen. 

"Red Sox und Yankees, das ist ungefähr so wie Bayern gegen Dortmund hier in der Bundesliga."
Kevin Frisch, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Baseball ist ein sehr taktisches Spiel: Das Wichtigste ist das Duell zwischen dem Pitcher (Werfer) des einen Teams und dem Batter (Schlagmann) des anderen. Hinter dem Schlagmann sitzt der Fänger, der dem Werfer Handzeichen gibt, wie er werfen soll: also zum Beispiel fest und gerade oder lockerer und angeschnitten.

"Wenn ein Team die Handzeichen entschlüsseln und dem eigenen Schlagmann mitteilen kann, dann weiß dieser, was gleich für ein Wurf kommt – ein Riesenvorteil."
Kevin Frisch, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Dass die Schlagmannschaft versucht, die Zeichen des Fängers zu sehen - etwa der Coach am Spielfeldrand oder Leute im Publikum mit dem Fernglas – sei schon "so alt wie die Zeit", sagt George Bull, Leiter der deutschen Baseball Akademie.

Technische Hilfsmittel sind verboten

Der wirkliche Regelverstoß sei also noch nicht mal, dass die Red Sox den Code geknackt haben, sondern wie sie auf dem Spielfeld die Informationen darüber ausgetauscht haben. Denn in dem Bereich, wo sich die Spieler und Trainer aufhalten, dürfen keine elektronischen Transmitter benutzt werden, keine Smartphones – und auch keine Smartwatches.

"Offenbar hatten die Red Sox gehofft, dass die Smartwatch nicht als technisches Hilfsmittel erkannt wird."
Kevin Frisch, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Dann ist aber aufgefallen, dass der Coach immer zu ganz bestimmten Zeitpunkten auf seine Uhr schaut. Was genau das ist, das wird gerade noch untersucht. Die New York Times schreibt, dass der Coach auf seiner Smartwatch offenbar kurze Nachrichten von einem Experten-Team bekommen hat. 

  • Das Team soll es geschafft haben, den Handzeichen-Code des Gegners zu knacken
  • Sie saßen während des Spiels hinter den Kulissen und haben alles per Video verfolgt
  • Sie sehen das Handzeichen, wissen, wie der Pitcher wirft und schicken dem Coach ein Signal auf die Uhr
"Der Coach gibt das dann wiederum mit einem geheimen Zeichen an seinen Schlagmann weiter: Er fasst sich ans Ohr, dreht seine Kappe ein Stück oder so."
Kevin Frisch, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Jetzt müssen Beweise gesucht werden. Dafür werden viele Spiele angeschaut und analysiert. 

Einmaliger Fall

George Bull ist eigentlich ein Freund der Red Sox. Doch warum sie das überhaupt riskiert haben, das kann er nicht verstehen.

"Wie groß ist denn wirklich der Vorteil, wenn man bedenkt, wie hoch jetzt die Strafe ausfallen wird? War es das wirklich wert?"
George Bull, Leiter der deutschen Baseball Akademie

Die Red Sox stehen gerade auf Platz eins der Tabelle. Wenn sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, ist noch nicht abzusehen, was für eine Strafe da jetzt droht. Es ist in der Form ein bisher einmaliger Fall.

Shownotes
Betrugsskandal im US-Baseball
Taktik spicken per Smartwatch
vom 08. September 2017
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Kevin Frisch, Deutschlandfunk-Nova-Reporter