In der jüngsten Version des Apple Betriebssystems iOS 14.5 schaltet das Technologieunternehmen Tracking ab. Nutzerverhalten lässt sich so nicht mehr so leicht über mehrere Webseiten verfolgen.
Das neue Apple Betriebssystem iOS 14.5 ist bereits zum Download freigegeben. Nutzerinnen und Nutzer können damit selbst entscheiden, ob Apps anderer Anbieter das Surfverhalten tracken dürfen oder nicht. Still und heimlich im Hintergrund - so wie bisher - ist das dann nicht mehr möglich. Für eigene Zwecke trackt Apple allerdings weiter.
"Apple lässt uns jetzt selbst entscheiden, ob andere Apps unser Surfverhalten tracken dürfen oder nicht."
Die Tracking-Blockade trifft das Geschäftsmodell aller Firmen, die mit Werbung im Netz Geld verdienen. Auch Facebook läuft deshalb dagegen Sturm und gibt sich als Anwalt von Unternehmen, die gerade in Corona-Zeiten von Facebook-Werbung profitieren. Dazu gehören die Zeitungsverlage, die Nachrichtenseitenbetreiben, aber auch andere Firmen aus der Medien-, Internet- und Werbewirtschaft.
Beschwerde gegen Apple
Acht Verbände aus diesen Bereichen und der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft haben deshalb Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. Der Apple missbrauche seine Macht und verstoße damit gegen Kartellrecht.
"Die Verbände werfen Apple vor, seine Marktmacht zu missbrauchen und gegen Kartellrecht zu verstoßen."
Dass Facebook die Neuerung des Betriebssystems ablehnt, liegt auf der Hand, denn das Geschäftsmodell von Facebook ist – anders als das von Apple – auf Nutzertracking aufgebaut. Je mehr Facebook über die Userinnen und User weiß, desto mehr Geld kann Mark Zuckerberg und sein Konzern verdienen. Über die Facebook-App weiß der Konzern genau, wo die Nutzenden gerade surfen und kann so passgenaue Werbung ausspielen. Genauso funktionieren viele Nachrichtenseiten oder Online-Shops.
Schätzung: 90 Prozent werden Tracking ablehnen
Laut Apple hat eine App auf dem Smartphone im Schnitt sechs integrierte Tracker. Mit der neuen Version des Apple-Betriebssystems dürfen die Firmen nur noch tracken, wenn sie die Erlaubnis dafür haben – "Opt-In" heißt das Verfahren. Analysefirmen gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer das Tracking ablehnen werden.
Der Apple-Konzern ist der Auffassung, dass die Daten den Nutzern und Nutzerinnen gehören und sie entscheiden sollten, wie und ob jemand ihre Daten verwenden darf. Das klingt erstmal gut – ist allerdings auch ein bisschen scheinheilig, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte. Denn Apple selbst sammelt unsere Daten für seinen eigenen Zwecke.
"Das ist ein bisschen scheinheilig. Denn Apple selbst sammelt unsere Daten für seinen eigenen Zwecke – und wird das auch weiterhin tun."
Der Konzern schließt praktisch alle Firmen vom Tracking aus – außer sich selbst. Dementsprechend sauer ist Facebook-Boss Mark Zuckerberg auf Apple-Chef Tim Cook.
Tim Cook vs. Mark Zuckerberg
Die beiden Silicon-Valley-Giganten fechten gerade einen Riesenstreit darüber aus, wie man mit Nutzerinnen und Nutzern am meisten Geld verdient. Apple verfolgt dabei den Ansatz, mit dem Verkauf von Geräten, Inhalten und In-App-Käufen Geld zu verdienen. Außerdem hat sich Apple schon immer als "Privatsphäre-über-alles-Laden" verkauft, sagt Martina. Auch der Apple-Browser Safari blockiert Cookies von Drittanbietern.
Der Streit um die Privatsphäre der Userinnen und User ist eine gute PR-Aktion für den Apple-Konzern. Wenn Mark Zuckerberg sich alternative Werbemethoden überlegen muss, könnte er langfristig Gefahr laufen, dass sich das Blatt gegen ihn wendet.
Wenn die Anti-Tracking-Maßnahmen, die Apple jetzt angestoßen hat, weiter an Fahrt gewinnen und das Datensammeln zunehmend hinterfragt wird, könnte das zu großen Umbrüchen in der Tech-Welt führen. Dann gibt es vielleicht bestimmte Dienste bald nur noch als zahlungspflichtige Abos – oder wahlweise, wenn wir der Datensammelei doch wieder zustimmen.