Der Tod gehört zum Alltag Anne Sallanz, denn sie arbeitet seit zwölf Jahren als Bestatterin. Das hat sie während dieser Zeit über das Leben gelernt.
Es gibt sie, diese Momente im Leben, die wir einfach nur umarmen wollen, weil alles zu perfekt ist. Die, an die wir uns Zeit unseres Lebens, voller Freude, mit einem wohligen Gefühl im Bauch und einem Lächeln auf den Lippen immer zurückerinnern werden. Es gibt sie aber auch, diese Momente, die für uns so unglaublich unangenehm, peinlich oder schmerzhaft sind, dass wir sie am liebsten für immer aus unserer Erinnerung streichen wollen. Doch ist das am Ende eines Lebens wirklich wichtig? Was zählt tatsächlich?
Anne Sallanz arbeitet seit zwölf Jahren als Bestatterin. Den Großteil ihres Arbeitsalltags verbringt sie dabei mit den Hinterbliebenen der verstorbenen Personen, denn dort fällt für sie die meiste Arbeit an. Bestattungen seien heute sehr vielseitig, individuell und mit viel Dienstleistung verbunden, erklärt die 29-Jährige.
"Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen benötigt werden, um eine Person zu bestatten."
Für Anne Sallanz sei es das schönste Geschenk ihrem Beruf, wenn sie die Angehörigen nach der Bestattung mit einem guten Gefühl verabschieden könne und sie sagen könnten, es sei ein guter Abschied gewesen, wie sie sagt. Aus dieser Dankbarkeit für ihre Arbeit würde die Bestatterin sich die mentale Kraft holen, die sie für die Sterbebegleitung brauche. Menschen, die kurz vor dem Ende ihres Lebens stehen würden, etwa aufgrund einer Krankheit, oder, weil sie sich mit ihrer eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen, würden ihr Leben reflektieren.
Leben Revue passieren lassen
Besonders im Kopf geblieben ist der Bestatterin die Geschichte einer Frau, mit der sie mehrere, lange Gespräche geführt hat. Diese Frau hatte ihr gesamtes Leben mit einem Menschen verbracht, der sie nicht so glücklich gemacht hatte, wie sich die Frau das erhofft hatte, wie Anne Sallanz erzählt. Sie sei dem Druck gefolgt und habe das vermeintlich Beste getan und dadurch ihre eigenen Wünsche aus den Augen verloren. Diese Frau sei sehr verbittert gewesen und es sei ihr schwergefallen, mit sich selbst Frieden zu schließen.
"Die Frau bereute es sehr, dass sie sich nicht bilden konnte und sich in ein Hausfrauen-Bild hat stecken lassen. Für sie selbst war das nicht die Erfüllung."
Das können wir von Sterbenden lernen:
- Sterbende würden darüber nachdenken, was sie anders gemacht hätten, so Anne Sallenz. Ebenso würden sie Dinge bereuen, die sie nicht getan haben, "weil man dem gefolgt ist, was Weltbilder, die Familie oder die Gesellschaft von einem gefordert und sich selber und das vergessen hat, was einem wichtig ist." Die Bestatterin sagt, sie habe daraus gelernt zu wissen, was sie im Leben wolle und was nicht.
- Sterbende würden oft mit sich selbst und ihrem Leben Frieden schließen, sodass die wenige Zeit, die sie noch haben, eine gute Zeit ist. Daraus habe die Bestatterin gelernt, im Hier und Jetzt zu leben und das auch intensiver zu spüren.
- Die Angehörigen würden die mangelnde Selbstverwirklichung der
Sterbenden oft als einen wachrüttelnden Moment für das eigene Leben empfinden, so Anne Sallanz. Viele Menschen würden in solchen Momenten zwar trauern, aber sich auch vornehmen: "So soll es mir
mal nicht gehen."
Meldet euch!
Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.
Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?
Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.
Wichtig: Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.