Nach dem Tod kommen die kleinen wichtigen Sachen: Julian Heigel kennt sie. Er leitet in Berlin ein Bestattungsunternehmen. Aus einer Bestattung lässt sich Kraft schöpfen, findet er. Und beschreibt seinen Weg.
Die Lebenden, die Toten und das Büro: Das sind die drei Bereiche mit den Julian Heigel als Bestatter beruflich zu tun hat. Der Arbeitstag beginnt für ihn in der Regel mit einem Kaffee.
Mit dem Beruf hat es für ihn angefangen, als es an der Universität nicht richtig weiterging, wie er sagt. Mit Praktika hat er in die Arbeit als Bestatter reingeschnuppert und hatte dann das Gefühl, das die Aufgabe zu ihm kommt: "Alles war ein wunderbarer Fluss. Es war nicht schwer."
"Wenn eine Bestattung im Prozess gut läuft, dann ist es was, das für die Menschen gut ist, für die gesamte Gesellschaft."
Heute betreibt Julian Heigel das Bestattungsunternehmen Thanatos in Berlin. Mit den Lebenden bespricht er, wie die Bestattung aussehen soll, welche Möglichkeiten es gibt.
Routine, keine Monotonie
Die Toten wäscht er und kleidet sie an. Das Ergebnis von so einer Versorgung ist in der Regel schön, weil die Toten wieder gut aussehen oder in eine Verfassung gebracht werden, sagt der Bestatter.
"Der Umgang mit den Toten ist eigentlich nicht schwer, sondern eigentlich in der Regel schön."
Insgesamt gibt es viele Arbeitsorte: "Ich bin relativ viel in der Stadt unterwegs", sagt er. Eine wichtige, sinnvolle und keineswegs monotone Arbeit, so erlebt er es.
Auch wenn er inzwischen eine gewisse Routine hat mit Toten und Trauernden, gibt es doch immer wieder Todesfälle und Zugehörige, die ihn beschäftigten, die ihn mitnehmen. Ihm ist es wichtig, dass die Zugehörigen die Bestattung so gestalten können, wie sie es sich vorstellen.
Prinzipiell selbstbestimmt
Dabei geht es um Details, Normen und Nuancen. Wichtig ist ihm und dem Team auch, dass sich queere Leute willkommen fühlen: "Wir aus unserem Team sind alle queer."
Julian Heigel sieht darin eine Möglichkeit dem Kontrollverlust, den viele Zugehörige nach dem Todesfall erleben, etwas entgegenzusetzen. Für ihn sind dann die folgenden Fragen wichtig: An welchen Stellen kann ich mir wieder Kontrolle zurückholen oder Selbstbestimmtheit? Und wo kann ich wieder in meine Kraft kommen? Die jeweilige Lösung ist dann völlig individuell.
"Es sind oft kleine Sachen, wo die Zugehörigen sagen: Nein, wir wollen eigentlich gar nicht in Schwarz kommen."