Jamal ist ihr Work-Husband und Svenja seine Work-Wife - ganz unromantisch und ohne Nachteile, sagen die beiden befreundeten Studi-Job-Kollegen. Wie man Probleme unter Freunden im Job verhindert, erklärt Soziologin Sabine Flick.
Eines Abends haben Svenja und Jamal sich kennengelernt – an der Baumarktkasse, als Kassiererin und Kassierer. Svenja hat Jamal dann gefragt, ob er nach der Schicht in eine Bar mitkommen möchte. Das wollte er.
Heute sagt Svenja: " Seitdem waren wir dann unzertrennlich bei der Arbeit." Bis heute ist zwischen ihnen nichts Romantisches. Sie sind aber so gut befreundet, dass sie sich gegenseitig Work-Husband und Work-Wife nennen.
"An Tagen, an denen er nicht da ist, macht es nicht so sehr viel Spaß, wie wenn er dabei ist."
Sie hatten gerade erst diesen Studi-Job im Baumarkt angefangen. Schnell haben beide festgestellt, dass sie eine Menge gemeinsam haben. Beide tanzen gerne, sie haben ähnliche Vorlieben beim Seriengucken und noch einiges mehr. "Durch die Bank weg war das einfach relativ passend", findet Svenja.
Freundschaft im Privaten
Gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen im Baumarkt waren sie dann eine richtige Clique, die oft nach dem Feierabend noch zusammengeblieben ist. Heute arbeiten die beiden nur noch selten zusammen. Ihr Chef versuche offenbar, ihnen getrennte Schichten zuzuteilen, vermuten sie. So treffen sie sich halt jetzt außerhalb des Jobs.
"Ich glaube, wir waren beide ein bisschen darauf angewiesen, mit Leuten in Kontakt zu treten."
Die Arbeit war schon immer ein Ort, an dem sich Menschen treffen konnten, sagt Sabine Flick, insbesondere deswegen, weil Arbeit im Leben vieler Menschen die meiste Zeit einnimmt. Sabine Flick lehrt Soziologie an der Hochschule Fulda.
Freiwilligkeit und Gleichwertigkeit
Sie sagt: "Zentral ist, dass Freundschaften Beziehungen sind, die freiwillig eingegangen wurden und die meistens auch eine gewisse Reziprozität beinhalten. Das heißt, dass es immer ein Austausch von Gleichwertigem geben kann." Außerdem gehört für sie zu Freundschaften auch ein unendlicher Anspruch – ähnlich wie in Liebesbeziehungen.
"Wir gehen Freundschaften mit der Idee ein: Das hält für immer, und das ist auch ganz wichtig."
Bei Freundschaften im Job geht es in Konfliktsituationen etwas leichter, Probleme zu lösen als in anderen Zusammenhängen. Hier treffen zwei Logiken aufeinander: die freundschaftliche und die unternehmerische. Dann stellten sich folgende Fragen, findet die Soziologin:
- Sind wir eigentlich Freunde und haben das Regelwerk, das wir uns vielleicht selbst gegeben haben, dann im Hintergrund?
- Sind wir dann doch Kollegin, die vor allen Dingen deswegen am gleichen Platz sind, weil wir eben dort einer instrumentellen Vernunft, nämlich der des Unternehmens, folgen sollen?
Jobfreundschaften über Hierarchie-Grenzen hinweg sind grundsätzlich seltener, der Austausch von Gleichwertigem sei da eben seltener. "Wir finden es einfach nicht so häufig", sagt sie.
Die allgemeine Tendenz zu einer Verdichtung der Arbeit, verdichte zugleich die sozialen Beziehungen. Der Konkurrenzdruck habe sich bis auf die individuelle Ebene verschärft. Sie haben durch Studien den Eindruck gewonnen, dass diese verschiedenen Faktoren dazu führen, dass Freundschaften am Arbeitsplatz eher zurückhaltende Freundschaften sind.
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- Svenja und Jamal sind Work Husband und Work Wife
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