• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Es gibt einen Arztbesuch, der für viele von uns besonders unangenehm ist: Seltsame Gerüche und Geräusche, gleißend helle Lampen, die uns ins Gesicht scheinen und ein Arzt, der schon mit Mundschutz das Behandlungszimmer betritt und dann unverständliche Zahlenreihen murmelt – willkommen beim Zahnarzt. All das soll sich jetzt ändern – dank eines neuen Studiengangs.

Zahnärztinnen und Zahnärzte wirken oft nicht besonders kommunikativ. Viele Patientinnen und Patienten kennen das: Eine Arzthelferin oder ein Arzthelfer bugsiert sie auf den Behandlungsstuhl und plötzlich taucht ein ziemlich vermummter Mensch auf, der in den Mundraum schaut und unverständliches Zeug redet. Patienten werden dabei kaum eingebunden.

Das soll sich jetzt ändern. Zumindest bei angehenden Medizinerinnen und Medizinern, die in Hamburg studieren und im neuen Modellstudiengang "iMED-DENT" eingeschrieben sind. Der ist in diesem Wintersemester gestartet und beim ihm liegt ein Schwerpunkt auf der Kommunikation mit den Patienten.

Kommunikation mit den Patienten

Die angehenden Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner sollen lernen, wie sie auf Angst-Patienten zugehen und die Behandlung kommunikativ betreuen, welche Körperhaltung und welches Auftreten dazu führt, dass sich ein Besuch in der Zahnarztpraxis nicht vom Start weg negativ anfühlt. Es geht bei dem Studium um weit mehr, als dass angehenden Zahnärzte, lernen, "Guten Tag" zu sagen, erklärt Zahnmedizinerin Bärbel Kahl-Nieke, die an der Ausbildung mitarbeitet. Für eine gelungene Kommunikation mit der Patientin oder dem Patienten werden Punkte sogar vergeben.

"Die Studierenden werden also, vermute ich mal, sehr viel professioneller die Kommunikation mit ihren zukünftigen Patienten bewältigen können."
Bärbel Kahl-Nieke, Zahnmedizinerin

Früher mussten Studierende erst ab dem achten Semester mit Patienten kommunizieren. Dann stand zum ersten Mal ein wirklich praktischer Teil an. Der neue Hamburger Lernplan berücksichtigt somit Herausforderungen, denen Ärztinnen und Ärzte gegenüberstehen.

An vielen Hochschulen gelten immer noch Vorschriften aus den Fünfzigerjahren. Für Zahnmediziner gilt mittlerweile die sogenannte Approbationsordnung, die 2017 erneuert wurde, aber nur schrittweise eingeführt wird. Die vorherige stammt aus dem Jahr 1955. Der Umgang mit den Patientinnen und Patienten hatte damals keine große Rolle gespielt.

Kommunikative und soziale Kompetenzen

An anderen Universitäten orientieren sich viele medizinische Fakultäten am Lernzielkatalog der Europäischen Vereinigung für die Zahnärztliche Ausbildung. Auch da sind die kommunikativen und sozialen Kompetenzen formuliert, die Zahnmedizinerinnen am Ende des Studiums beherrschen sollen.

Dazu gehört auch, auf Patienten einzugehen und Ängste zu thematisieren. Meist geht es dabei aber um das Sollen und nicht darum, dass diese Fähigkeiten auch geprüft werden. Auch das Bundesgesundheitsministerium hat formuliert: Studierende sollten auch Grundlagen von Kommunikation und Psychologie erlernen. Das Problem: An verschiedenen Unis müssen die Lehrpläne dafür noch komplett umgestrickt werden, damit sie weniger nach der Approbationsordnung von 1955 klingen.

Shownotes
Ärzte und Kommunikation
Zahnärzte sollen Zähne auseinander bekommen
vom 04. Februar 2020
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter