Die Anzahl der Azubis ist leicht angestiegen. Für eine richtige Trendwende müssten sich aber wesentlich mehr Menschen für eine Lehre entscheiden – besonders in der Gastro und auf dem Bau.
Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) konnten 68 Prozent der Unternehmen im letzten Jahr ihre Ausbildungsplätze besetzen. Das bedeutet aber auch, dass in jedem dritten Betrieb die Ausbildungsplätze frei blieben.
Am beliebtesten unter den Jugendlichen sind Ausbildungen im Immobilien-Sektor und in der Medienbranche. Große Probleme haben das Gastgewerbe und die Verkehrsbranche, Auszubildende zu finden.
Sina Fröhndrich aus der Dlf-Wirtschaftsredaktion vermutet, dass oft auch die Lage der Betriebe ein Grund sein könnte, warum Jugendliche sich dort nicht bewerben. Für Betriebe in ländlichen Regionen sei es wesentlich schwieriger, Auszubildende zu finden. Laut der DHIK müssten auch die Berufsschulen reagieren, weil die Wege für Azubis teilweise weit seien. Einige Schulen wurden zusammengelegt. Deshalb befänden sie sich nicht immer in der Nähe des Wohnortes.
"Insgesamt scheint es also im vergangenen Jahr wieder etwas leichter geworden zu sein, Lehrlinge zu finden."
"Trotz der demografischen Entwicklung und der Studienneigung vieler junger Menschen ist der Abwärtstrend bei den Ausbildungsverträgen vorerst gestoppt", hat der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks bei der Vorstellung der Erhebung in Berlin gesagt.
Die Zahl der Schulabgänger wird aufgrund des Geburtenrückgangs weiter abnehmen. Eine Statistik der arbeitsagentur.de:
- 804.000 Schülerinnen und Schüler haben 2018 nach Vorausberechnung der Kultusministerkonferenz die allgemeinbildenden Schulen verlassen.
- Das waren schätzungsweise 3 Prozent weniger als im Vorjahr (darunter ohne Studienberechtigung -5 Prozent, mit Studienberechtigung nahezu unverändert).
- In den nächsten Jahren dürfte die Absolventenzahl weiter rückläufig sein und 2019 wahrscheinlich erstmals die 800.000 unterschreiten.
Anstieg der Azubis durch Integration von Geflüchteten
Für den Anstieg der Azubis spielt die Integration von Geflüchteten eine immer größere Rolle. 2017 stellten 7 Prozent aller ausbildenden Unternehmen Geflüchtete ein, aktuell sind es 16 Prozent. Das könne auch erklären, warum das Durchschnittsalter der Azubis bei 20 Jahren liegt, sagt Sina Fröhndrich. Zudem gibt es immer mehr Menschen, die ihr Studium abbrechen und im Anschluss eine Lehre oder duale Ausbildung anfangen.
Erste Tendenzen: ja, erkennbarer Wandel: nein
Dieser anhaltende Trend könne auch der Grund sein, warum viele Unternehmen beginnen mehr und mehr an ihrem Image zu arbeiten und für ihre Ausbildungsplätze zu werben, erklärt Sina Fröhndrich. Viele von ihnen nutzen die Sozialen Netzwerke, um sich zu präsentieren.
In kurzen Stories erklären sie, wer sie sind, wie sie arbeiten und was eigentlich hinter dem jeweiligen Beruf steckt. Aber auch hier sei noch Luft nach oben: Viele Betriebe nutzen diese Plattform auch gar nicht, meint Sina Fröhndrich. Daher zeichne sich auch noch keine richtige Trendwende ab.