Viele Jahre war der Outdoor-Sport ziemlich stark von Männern geprägt. Mittlerweile sind in den Bergen aber mehr Frauen als Männer unterwegs, glaubt Kaddi Kestler vom Podcast "Bergfreundinnen". Trotzdem brauche es noch mehr weibliche Vorbilder.

Jahrelang waren viele Sportarten stark von Männern dominiert. So auch der Outdoor-Sport. Die aufregenden Geschichten, die auf Bildern gezeigt und in Filmen erzählt wurden, drehten sich meist um männlicher Abenteurer – Frauen waren unterrepräsentiert.

Heute ist das Bild im Outdoor-Sport hingegen immer mehr durchmischt, beobachtet Katharina "Kaddi" Kestler vom Podcast "Bergfreundinnen". Besonders in den Bergen nimmt sie viele junge Frauen wahr, die auf Wandertour gehen. Wenn man sich aber die höheren Level ansehe, dann sei der Sport noch immer von Männern dominiert. Ihre Vermutung: Frauen trauen sich an größere Schwierigkeitsgrade weniger heran – egal, in welcher Sportart.

Frauen mittlerweile im Fokus der Outdoor-Werbung

Im Hobbybereich habe aber auch die Werbebranche den Wandel im Outdoor-Sport verstanden und ihre Konzepte angepasst, meint Kaddi Kestler. Als Zielgruppe würden Frauen potenziell eine Doppelrolle einnehmen: Zum einen kaufen sie Kleidung, Equipment und Co. für sich selbst, sagt Kaddi, zum anderen besorgen sie oft auch das Zubehör für ihre Familienmitglieder beziehungsweise hätten ein entscheidendes Mitspracherecht.

Weibliche Community aufbauen

Und auch die sozialen Medien haben neue Perspektiven für den Outdoor-Sport eröffnet, sagt die Podcasterin. Sie hat für sich dort eine "kleine Gegenwelt" entdeckt, wie sie es nennt: Hier kann sie vielen weiblichen Vorbildern folgen. Durch deren Erfahrungsberichte bekommen andere Frauen das Gefühl einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig zum Wachsen anspornt, glaubt sie: "Es motiviert mich viel mehr, wenn ich sehe, es macht quasi eine Geschlechtsgenossin etwas Krasses oder springt einen Sprung, als wenn es ein Typ macht."

"Ich würde mir wünschen, dass das Bild der Frau in der Öffentlichkeit diverser in alle Richtungen wird."
Katharina "Kaddi" Kestler vom Podcast "Bergfreundinnen"

Zwar macht Kaddi gerne Sport mit ihren männlichen Kollegen und findet sie inspirierend, genießt andererseits aber auch, mit einer reinen Frauengruppe unterwegs zu sein. Der Vibe ist dann einfach anders, findet die Sportlerin. Dann entstünde ein Safe Space, in dem sie sich nichts gegenseitig beweisen müssten.

Outdoor-Sport unabhängig vom Geschlecht

Dabei will sie gar nicht so zwischen Frauen und Männern im Outdoor-Sport unterscheiden, aber es brauche eben weibliche Vorbilder. Die sollten stärker in den Geschichten und Medien auftauchen, damit Mädchen und Teenager in Zukunft selbstverständlicher zum Outdoor-Sport finden können, sagt Kaddi.

"Ich finde, dass es Vorbilder braucht. Denn es hilft einem einfach unheimlich, wenn man sieht: 'Oh, da gibt es noch eine andere Frau oder ein anderes Mädel, die auch mal so angefangen hat wie ich'."
Katharina "Kaddi" Kestler vom Podcast "Bergfreundinnen"

Zu diesem Perspektivwechsel gehört auch ihr Podcast. In "Bergfreundinnen" spricht sie zusammen mit ihren Freundinnen Anna und Toni über Themen wie Menstruation bei einer Bergwanderung oder Beziehungen in den Bergen.

Mit "Bergfreundinnen" Perspektive erweitern

Obwohl sie in erster Linie Frauen ansprechen will, die Lust auf Bergsport haben, bekommt sie auch viel Feedback von ihren männlichen Hörern, erzählt Kaddi Kestler. Das freue sie sehr und zeige einmal mehr, dass geschlechtsspezifische Erzählperspektiven im Outdoor-Sport nicht ausgrenzen müssen.

Das ganze Interview mit Kaddi Kestler hört ihr, wenn ihr oben auf den Playbutton klickt.

Shownotes
Kaddi Kestler vom Podcast "Bergfreundinnen"
Warum der Outdoor-Sport mehr weibliche Vorbilder braucht
vom 23. August 2020
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Katharina "Kaddi" Kestler, Podcast-Host bei "Bergfreundinnen"