Die Geschichte des erfolglosen Schriftstellers Sonnage, der sich ausmalt, wie er für seine schlechten Bücher in der Literatenhölle gequält werden könnte.
Pierre Sonnage ist Schriftsteller. Leider bemerkenswert erfolglos. Für seine bislang vier erschienenen (sehr dicken) Bücher interessieren sich nur wenige Leser und Leserinnen – zur Premiere seines vierten Buchs erscheinen gerade mal zwölf Personen. Unter anderem Lucy. Sie liebt Sonnages Bücher, vor allem die vielen Rätsel darin.
Aber eine Lucy kann nicht über die Schmach hinwegtäuschen, niemals einen Bestseller zustande bringen zu können. Also beschließt Sonnage, die irdische Welt zu verlassen, um der Menschheit klarzumachen, wen sie hier missachtet hat. Er will vom höchsten Gebäude der Welt springen, in Dubai, 148 Stockwerke. Und malt sich aus, was das für seine Seele bedeuten könnte.
"Pierre schreibt lieber als zu lesen, und wenn er liest, dann möglichst dünne Bücher, obwohl seine eigenen mindestens vierhundert Seiten lang und sehr kompliziert sind."
Möglicherweise wird er in die Literatenhölle kommen und genau damit gequält, womit er die Leser seiner schlechten Bücher gequält hat. Welche Strafe würde Pierre dann wohl bekommen? Müsste er seine eigenen Rätsel lösen? Und wem er dort alles begegnen würde. Schrecklich, allein die Vorstellung.
Die Literatenhölle
Schriftsteller, die ihre Leser mit Dialogen ohne Anführungszeichen quälen, wären dazu verdammt, am Straßenrand zu hocken und schweigend auf Godot zu warten. Plagiatoren hätten die Aufgabe, in einem dunklen Wald goldene Metaphern zu erbeuten und an weniger erfolgreiche Schriftsteller zu verteilen. Und besonders gewissenhafte Autoren müssten ständig all das in Worte fassen, was in Büchern mit den Worten "nicht in Worte zu fassen" bezeichnet worden war. Kann es schlimmeres geben? – Es kann. Schlimmer wäre, wenn Lucy, Pierres treueste, aber auch verrückteste Leserin, überhaupt nicht verstehen würde, warum er vom höchsten Gebäude der Welt gesprungen ist. Wenn er einen Knoten hinterlassen würde. – Es ist wohl Zeit für Buch Nummer fünf.
Der Autor
Beka Adamaschwili wurde 1990 in Tiflis (Georgien) geboren. Er studierte Journalismus und Sozialwissenschaften an der Caucasus University in Tiflis. Für seine Kurzgeschichten, die bereits in frühen Jahren in Magazinen und Zeitungen veröffentlicht wurden, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Als Blogger zieht er mit satirisch-humoristischen Postings Aufmerksamkeit. Heute arbeitet Adamaschwili für eine Werbeagentur. Sein Debütroman "Bestseller" erschien 2014 und wurde in Georgien schnell zum echten Bestseller.
"Bestseller" von Beka Adamaschwili, aus dem Georgischen übersetzt von Sybilla Heinze, erschienen bei Voland & Quist, erschienen 2017, 172 Seiten, gebundene Ausgabe: 18 Euro, E-Book: 9,99 Euro.