Wir warten Monate auf Termine, kaum etwas lässt sich digital erledigen und Amtsdeutsch ist eine Sprache, die nur Eingeweihte verstehen. In dieser Ab21-Folge sprechen wir über unsere absurdesten Erlebnisse im Bürokratie-Dschungel.
"Beamte tragen Birkenstock-Sandalen, Strümpfe und Hawaiihemden."
Sie tragen seltsame Outfits, kommen erst sehr spät ins Büro, gehen dafür auch früh wieder und sind trotzdem dauerhaft gestresst. Das sind nur einige der Klischees über Behördenmenschen, mit denen Dominik in seinen Comedy-Videos auf Tiktok spielt. Er selbst ist kein Beamter, er holt sich die Inspiration aus eigenen Behördengängen, von Bekannten und Followerinnen. Im Podcast erzählt er, welche Geschichte er kaum glauben konnte.
Wie wir mit der Bürokratie kämpfen
Brown ist 2015 nach Deutschland gekommen und hat seitdem quasi ununterbrochen mit Ämtern und Behörden zu tun. Auch wenn er die deutsche Bürokratie als sehr langsam und unflexibel wahrnimmt, hat er inzwischen herausgefunden, wie er den Kontakt für sich selbst und die Sachbearbeitenden möglichst angenehm gestalten kann. "Wenn man humorvoll mit ihnen umgeht, dann ist es leichter, und sie machen die Dinge gerne", erklärt er seine Strategie.
"Ich weiß nicht, was meine Sexualität mit meiner Identität zu tun hat."
Janis ist gerade dabei, eine Personenstands- und Namensänderung durchführen zu lassen. Er ist Transmann und möchte seinen Namen und das männliche Geschlecht im Ausweis stehen haben. Auch wenn er die Menschen in den Ämtern meist als sehr nett und verständnisvoll wahrgenommen hat, gab es Momente, die ihm unangenehm waren, erzählt er. So sei er beispielsweise zu seiner sexuellen Orientierung oder zu sexuellen Praktiken befragt worden.
Warum Bürokratie wichtig ist
Einer, der die deutsche Bürokratie für eine gute Sache hält, ist Kai Wegrich. Er ist Politikwissenschaftler an der Hertie School in Berlin und sagt: "Bürokratie heißt, dass es rechtliche Grundlagen gibt und dass dieses Recht ohne das Ansehen einer Person umgesetzt wird." Kai Wegrich ist der Überzeugung: Weniger Bürokratie würde unser Leben nicht unbedingt besser machen.
"Bürokratie ist eine Errungenschaft des modernen Staats, die es zu verteidigen gilt."
Wissenswertes zu Behördensprech:
- Eine Studie vom Institut für Demoskopie im Auftrag der Gesellschaft für Deutsche Sprache aus dem Jahr 2008 zeigt, dass Reformen bei der Amtssprache dringend nötig sind. 86 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Schwierigkeiten beim Lesen der Schreiben von Ämtern, Behörden, Gerichten und Anwaltskanzleien haben.
- Die Schwierigkeiten haben dieser Studie zufolge nichts mit der Schulbildung zu tun. Denn auch 81 Prozent der Befragten mit Abitur oder Studium finden 'Behördensprech' nicht gerade leicht. Alle Befragten empfinden vor allem lange Sätze, Fremdwörter und Fachbegriffe als problematisch.
- Dass sich daran nicht viel geändert hat, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim. Dafür untersuchten die Forschenden die öffentliche Kommunikation von Bundesministerien zum Thema Corona-Pandemie. Sie werteten 1362 Pressemitteilungen aus, die zwischen März 2020 und Januar 2021 verschickt worden waren. Das Ergebnis: Insgesamt sind die Mitteilungen ziemlich unverständlich und machen es den Lesenden schwer, die Informationen aufzunehmen. Als besonders negativ bewerteten die Forschenden auch hier die langen Sätze. Erschwerend kamen unter anderem ein umständlicher Satzbau sowie viele Fach- und Fremdwörter hinzu. Laut der Studie ist die Verständlichkeit der Pressemitteilungen seit dem März 2020 nicht besser geworden.
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